Die Genfer Sicherheitsbehörden suchten auch am Freitag nach mehreren Personen, die verdächtigt werden, Terrororganisationen zu unterstützen. Über den Erfolg der Fahndung nach den Verdächtigen gab sich die Genfer Staatsanwaltschaft bedeckt.
Unklar ist weiterhin, wie viele Personen gesucht werden. Auch Gerüchte und Medienberichte zu Hausdurchsuchungen oder Festnahmen kommentierte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Henri Della Casa, am Freitag nicht. Die Polizei bestätigte lediglich Tests an einem Fahrzeug.
Auch bei der Bundesanwaltschaft waren vorerst keine weiteren Informationen erhältlich. Diese hatte am Donnerstag ein Strafverfahren gegen Unbekannt eröffnet, und zwar wegen des Verdachts der Mitgliedschaft respektive Unterstützung einer kriminellen Organisation und wegen des Verdachts des Verstosses gegen das Bundesgesetz über das Verbot der Gruppierungen «Al-Kaida» und «Islamischer Staat» sowie verwandter Organisationen.
Die Bundesbehörden hätten von einer ausländischen Behörde einen Hinweis erhalten, sagte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga am Freitag vor den Medien im Bundeshaus. Hinweise auf ein konkretes Ziel gebe es aber nicht. Der Bund habe die Informationen den Kantonen zur Überprüfung weitergeleitet. Die Zusammenarbeit zwischen dem Bund und den Kantonen funktioniere gut und sei ein zentrales Element im Kampf gegen den Terrorismus, fügte Sommaruga hinzu.
Die Menschen gingen am Freitagmorgen in Genf wie an einem normalen Tag zur Arbeit. Der traditionelle Jugend-Umzug der «Escalade» fand wie geplant statt, allerdings unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. Laut Polizei nahmen rund 2000 bis 3000 Menschen am Umzug teil, etwa gleich viele wie in früheren Jahren.
Beim Genfer Sicherheitsdepartement hiess es auf Anfrage, dass keine geplante Veranstaltung abgesagt worden sei. So soll am Sonntag namentlich auch der historische Umzug zum Abschluss der «Escalade» durchgeführt werden, der jeweils Tausende von Menschen in die Genfer Innenstadt lockt.
Auchrecht erhalten wurde die verstärkte Sicherheit auch rund um den Genfer UNO-Sitz, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur sda vor Ort feststellte. Mehrere mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten bewachten die Zugänge zum Palais des Nations.
Der Genfer Sicherheitsdirektor Pierre Maudet stattete dem UNO-Generaldirektor Michael Moeller am Freitag einen kurzen Besuch ab, um ihn über die verstärkten Sicherheitsmassnahmen zu informieren.
Die Situation in Genf sei trotz der Terror-Warnung nicht mit jener in Brüssel nach den Anschlägen von Paris zu vergleichen, hielt Maudet in einem Interview der Zeitung «Le Temps» fest. Man könne auch nicht sagen, dass ein Attentat verhindert worden sei.
«Tatsache ist, dass die Alarmstufe erhöht wurde, nachdem der Bund uns über die Anwesenheit mehrerer Verdächtiger in Genf informiert hat», sagte Maudet. Solange eine konkrete Bedrohung bestehe, werde das Sicherheitsdispositiv beibehalten, sagte der FDP-Politiker weiter.
Die US-Botschaft in Bern hatte ihre Staatsbürger wegen der Terror-Warnung in Genf ebenfalls zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen. Sie forderte Reisende und Ansässige in der Schweiz dazu auf, sich über neue Entwicklungen informiert zu halten und ihre «persönlichen Sicherheitsvorkehrungen» zu überprüfen.
Es würde ihn nicht überraschen, wenn sich Terroristen in der Schweiz aufhielten, die einen Bezug zu den Attentaten von Paris hätten, sagte Kurt Spillmann, emeritierter Professor für Sicherheitspolitik und Konfliktforschung an der ETH Zürich, am Freitag in einem Interview in «20 Minuten». Nach den Anschlägen von Paris sei es für die islamistische Szene in Frankreich sehr ungemütlich geworden.
Doch Genf sei nicht nur als Rückzugsort attraktiv, sondern auch als Ziel für Attentate. Terroristen gehe es um die grösstmögliche Wirkung und um maximale Medienaufmerksamkeit. «Ein Angriff auf den Genfer UNO-Sitz wäre besonders symbolträchtig», sagte Spillmann.