Nach den Anschlägen in Paris und Brüssel sprengten sich am Dienstag mehrere Menschen in Istanbul in die Luft – weshalb wählten die Terroristen genau diesen Ort? «Istanbul ist eine wichtige Drehscheibe für den Luftverkehr», sagt Prof. Dr. Albert A. Stahel, Dozent für Strategische Studien an der Universität Zürich. Auch für den Tourismus sei die Stadt wichtig.
Nach dem Anschlag in Brüssel zielten die Terroristen erneut auf einen Flughafen – ein simples Ziel, laut Stahel. «Das Sicherheitsdispositiv liegt innerhalb des Komplexes, jeder kann in einen Flughafen rein. Ein derartiger Terroranschlag ist deshalb einfach durchzuführen.»
Atatürk soll bereits gut kontrolliert sein
Der Flughafen Istanbul-Atatürk verfügt zwar bereits über strenge Sicherheitsmaßnahmen – trotzdem schafften es die Terroristen mit ihren Waffen rein. Deshalb glauben Ermittler, dass die Terroristen über die Ankunftshalle in den Flughafen kamen, die weniger streng kontrolliert werden, schreibt «CNN».
Tel Aviv als Vorbild
Laut Albert A. Stahel wären Konzepte wie beim Flughafen Ben-Gurion in Tel Aviv eine Option. Dieser gilt als einer der bedrohtesten und gleichzeitig sichersten Flughäfen. Gäste werden bereits bei der Haupteinfahrt durch einen kurzen Wortwechsel kontrolliert – der tatsächliche Eingang zum Terminal liegt aber rund vier Kilometer weiter weg. Dies verschafft den Beamten im Falle eines Terroranschlages Reaktionszeit. Ausserdem umgibt ein Sicherheitszaun mit über 800 Videokameras und autonomen Wachrobotern das Gebäude.
Ökonomische Verluste für Sicherheitsmassnahmen
«Dieser Flughafen hat sein Sicherheitsdispositiv ausserhalb aufgezogen. Ein solches Konzept könnte man übernehmen, doch es würde beispielsweise für Restaurant und Shops im Flughafen einen massiven Verlust bedeuten», sagt Stahel. «Wenn wir jedoch langfristig mit dieser Bedrohung leben müssen, werden wir nicht darum herumkommen, derartige Sicherheitsmassnahmen zu ergreifen.»
Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim schloss gestern Sicherheitsmängel am Flughafen Atatürk offiziell aus. Stahel sieht das anders: «Schaut man die Anschläge der vergangenen Monate an, kann man durchaus von einem Versagen der Sicherheitsvorkehrungen sprechen. So auch in diesem Fall.» (kra)