Das Neue daran sei, dass die Gefahr nicht mehr «importiert», sondern von innen her entstanden sei, sagte Rouiller in einem Interview in der «Tribune de Genève» von Mittwoch. Die dschihadistischen Milieus bestünden aus Menschen, die in der Schweiz aufgewachsen seien.
Junge verurteilte Menschen würden nicht zwanzig Jahre im Gefängnis bleiben – und Einige von ihnen sähen keine Perspektive. Wenn diese Menschen aus dem Gefängnis entlassen werden, werde die Schweiz in eine Dynamik geraten, wie sie andere Länder bereits erlebt hätten.
Zentrale Akteure in der Schweiz
Bislang sei die Schweiz als Schweif des Kometen betrachtet worden, weil die Akteure die Schweiz nur passiert hätten. Das beginne sich nun zu ändern. Es gäbe in der Schweiz zentrale dschihadistische Akteure, die Beziehungen im Ausland hätten. Dadurch bekäme die Schweiz eine andere Bedeutung.
Während der Bund von 88 Personen spricht, die die Schweiz verlassen und in Kampfzonen gereist sind, schätzt der Experte die Zahl auf 100. Das Netzwerk rundherum umfasst jedoch weit mehr Personen, wie Rouiller im Interview vorrechnet: Wenn man davon ausgehe, dass jeder Dschihad-Reisende auf 5 bis 10 Personen aus seinem privaten Umfeld zählen kann, die ihn finanziell oder logistisch unterstützen, können bis zu 1000 Personen mehr oder weniger in der Schweiz in den Dschihad involviert sein.
Drei Verhaftungen in der Waadt
Am Freitag und Samstag wurden in der Waadt drei mutmassliche Terroristen verhaftet. Bei einem Grosseinsatz in Aubonne wurden ein Mann und eine Frau auf einem Parkplatz eines Einkaufszentrums festgenommen. Die weibliche Person sei nach einer Befragung aber wieder auf freien Fuss gesetzt worden.
Eine dritte Person wurde in der Waadt verhaftet, die Bundesanwaltschaft machte jedoch keine Angaben zum Ort. Sie hätten gemäss der Waadtländer Staatsanwaltschaft «relativ schnell zur Tat schreiten» können. Bislang seien keine Spuren von Sprengstoff gefunden worden.
Bereits vergangene Woche war in Meyrin im Kanton Genf eine Person unter Terrorverdacht verhaftet worden. Diese Aktion stand gemäss André Marty, Mediensprecher der Bundesanwaltschaft, nicht im Zusammenhang mit den Verhaftungen vom Wochenende. (SDA/kra)