Kim* (†15) hatte Träume – und war bereit zu starten. Eine Lehre machen, Geld verdienen, auf eigenen Füssen stehen. Ein ganz normales Leben eben. Das war alles, was Kim sich wünschte. Die Zukunft bleibt dem Mädchen verwehrt – sie starb am Sonntag in einer schmucklosen Wohnung in Zollikerberg ZH.
Freunde vermuten, dass sie eine Drogenüberdosis mit dem Leben bezahlte. An gefährliche Rauschmittel, die ihr einst schon das Mami raubten. «Kim hat mir erzählt, dass ihre Mutter sich mit Drogen kaputt gemacht hat», erinnert sich ihr Kollege Max*. Das Mädchen war erst drei oder vier Jahre alt, als ihre Mutter an der Drogensucht zugrunde ging.
In jungen Jahren auf sich selbst gestellt
Vier Jahre später bricht das Leben des Kindes erneut auseinander. Kim kann nicht mehr bei ihrem Papa wohnen. «Sie wurde aus ihrer Familie rausgerissen», sagt Max, der gemeinsam mit ihr im Kinderheim in Thalwil ZH aufgewachsen ist. Heute weiss er: «In diesem Alter aus der Familie genommen zu werden, ist zerstörerisch.»
Kim rebelliert und eckt bei den Sozialpädagogen an, hat das Gefühl, dass niemand sie versteht. Immer wieder läuft sie aus dem Heim weg, schläft zeitweise sogar auf der Strasse. «Spätestens in der Pubertät wurde Kim zum echten Problemkind», sagt Max. «Dabei war sie eigentlich ein verletzliches, feinfühliges Mädchen. Sie konnte ihre Gefühle einfach nicht in Worte fassen.»
Lebensfrohes Mädchen, das nicht sterben wollte
Trotz ihrer schwierigen Kindheit schafft Kim es, in ihrer Sekundarschule in Thalwil eine gute Schülerin zu sein. Sie fällt nicht negativ auf. Kollegen zeichnen das Bild eines fröhlichen Mädchens. Sie habe oft auf dem Spielplatz im Dorf gesessen. Von Drogen ist keine Rede. «Kim lachte gerne. Sie liebte es zu singen und sprühte förmlich vor Lebensfreude», heisst es.
Doch es treten neue Gestalten in das Leben der 15-Jährigen. Nicht aus Thalwil. Aus Zürich, sagen ihre Jugendfreunde. Leute mit denen Kim auch Drogen nahm. «Es wurde bekannt, dass Kim MDMA, Xanax und Marihuana konsumiert», sagt Max. Und: Plötzlich fehlt sie immer öfter in ihrer Sekundarschule.
Vom Heim ging es in die Pflegefamilie
Dann folgt ein erneuter Bruch in Kims Leben. Sie zieht um. Vom Kinderhaus zu einer Pflegefamilie in Zug. Am Montag, dem Tag nach ihrem Tod, hätte sie ihren ersten Schultag in der neuen Stadt antreten sollen. Doch Kim wird am Sonntag bei Dario* (†15), einem dieser neuen Freunde, gefunden – tot! In der Wohnung des Zürcher Rappers ZH Beats (35), Darios Stiefvater. Dass sie Kontakt zu ihm hatte, wussten ihre Jugendfreunde nicht. «Wir waren verwirrt, als wir erfuhren, dass sie in der Wohnung des Rappers gefunden wurde», sagt Max. Er ist sicher, dass Kim nicht sterben wollte: «Sie wollte das Leben leben. Die Überdosis muss ein Versehen gewesen sein.»
* Namen geändert
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