Tausende wollen in Liestal ein Raser-Auto ersteigern
«Wir haben 80'000 Franken in bar dabei»

Raserautos können seit einigen Jahren beschlagnahmt werden. Geschrottet werden sie aber nicht. Sie werden versteigert, zum Teil zu Spottpreisen. So wie am Samstag in Liestal. BLICK war mit dabei.
Publiziert: 22.04.2017 um 20:33 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 09:05 Uhr
Hier werden Raser-Autos versteigert!
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Beschlagnahmt und zur Auktion ausgeschrieben:Hier werden Raser-Autos versteigert!
Petar Marjanovic, Sina Albisetti, Valeriano Di Domenico (Foto)

Im Kindesalter lernen die meisten, dass man Regeln einhalten muss. Tut man dies nicht, dann wird einem das Spielzeug weggenommen. Auch im Erwachsenenleben gilt das: Seit gut vier Jahren kann die Justiz die Protzautos von Rasern und anderen Verkehrssündern wegnehmen. Was Strassenrowdys besonders wehtut: Sie werden versteigert, und das zum Teil zum Schnäppchenpreis.

Eine abschreckende Wirkung, für die unter anderem Berardino Barbati zuständig ist. Der Leiter des Baselbieter Verwertungsdienst versteigert für vier Kantone Raserautos. Seine Auto-Gants feierten am Samstag in Liestal das Zehn-Jahr-Jubiläum. «Es sollte ein Volksfest sein!», hoffte Barbati, der Auktionator.

Und es wurde eins. Tausende folgten der Einladung des Kantons in die Baselbieter Hauptstadt. Bei strahlendem Wetter kamen sieben konfiszierte Autos unter den Hammer. Darunter: gleich drei Mercedes-Benz (S 65, E 500 und C 250), zwei Porsche (911 Carrera und Cayenne Turbo) sowie ein Audi Quattro RS6 und ein VW Scirocco.

Halbstarke unter sich

Gekommen sind Halbstarke, ganze Familien, Brüder und ihre Cousins sowie Garagisten. So etwa zwei bosnische Brüder und ihr Vater aus Murten FR: «Wir sind früh aufgestanden, weil wir vier Autos kaufen wollen.» Mitgenommen hätten sie 80'000 Franken. Bezahlt wurde nämlich bar, fein säuberlich mit vielen violetten und blauen Banknoten. Ob sie Angst vor Diebstahl haben? «Nein, wir sind ja nicht alleine hier», antwortet einer der Brüder und lacht.

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Das Interesse an der Versteigerung war riesig.
Foto: Valeriano Di Domenico

Einige standen nur wegen des Spektakels und der Bratwurst früh auf. So etwa der Baselbieter Regierungsrat Isaac Reber (55), der den Erfolg seiner Beamten vom Grillstand verfolgte. 

Andere kamen mit klarem Ziel, Schnäppchen zu ergattern. Ein Risikospiel. Bei vielen Autoversteigerungen kann das Fahrzeug nur ohne Probefahrt gekauft werden. Das weiss der Schaffhauser Autohändler Dino Redzovic: «Das Risiko gehe ich halt ein. Als Autohändler ist man sich das gewohnt. Mal hat man bei solchen Auktionen Glück, mal Pech.» 

26'700 Franken für einen Mercedes

Auktionator Berardino Barbati, der sich bei den Gästen als «Dino, einfach nur Dino» vorstellte, sorgte für einen reibungslosen Ablauf. Nur einmal verhedderte er sich bei den Zahlen, als er sechsstellige Zahlen ausrief, um sich so gleich rasch zu korrigieren: «22’000 Franken zum Ersten, zum Zweiten – und zum Dritten.»

Am Ende übertraf sich der wortgewaltige Barbati selbst. Zwar dürfte seine Stimme am Abend heiser gewesen sein. Der gemachte Verkäufer erreichte jedoch mit Sprüchen wie «Runden wir doch auf 20’000 auf!» Rekordpreise.

Der Mercedes Benz S 65 mit 194’000 Kilometern ging für stolze 26’700 Franken weg. Am wenigsten brachte der jüngste Karren: Für nur gerade mal 6000 Franken wechselte der VW Scirocco (Jahrgang 2008) den Besitzer.

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