Ta-bou-Plakate sorgen für Empörung
Bikini-Werbung auf Kosten von Jesus

Unoriginell, unverständlich und verletzend – das neue Plakat der Bikinimarke «Ta-bou» sorgt für Tumult. Und das nicht zum ersten Mal.
Publiziert: 12.05.2016 um 18:41 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:29 Uhr
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Das neueste Plakat des Bikini-Labels «Ta-bou» verweist auf das Todesalter von Jesus und Alexander des Grossen.
Foto: zVg

Halbnackt und voller Freude hält sie das Holzkreuz. Ihre Botschaft: Sie und ihr Bikini-Label machen es länger als Jesus und Alexander der Grosse. Das umstrittene Plakat der Bademode-Marke «Ta-bou» schmückt seit wenigen Tagen Werbeflächen. Dabei wird auf das Todesalter der zwei historischen Grössen angespielt – und das 38. Jubiläum der Boutique. 

«Unverständlich, unoriginell und unlogisch»

«Das ist schlecht gemachte Werbung: Unverständlich, unoriginell und unlogisch», sagt Nicolas Mori, Pressesprecher der Reformierten Kirche des Kantons Zürich. «Inhaltlich ist diese Werbung falsch: Schliesslich hat die «Marke Jesus» nach 33 Jahren nicht aufgehört zu existieren.» Im Gegenteil: Seit 2000 Jahren beschäftige sich die Menschheit mit dem Sohn Gottes. Bis heute und auch noch lange darüber hinaus werde das so sein – Die Bikinimarke hingegen, werde schneller verschwinden als das Kreuz und die Kirche.

«Jesus ist auch für diese schöne Dame gestorben»

«Abgesehen davon, dass ein solches Plakat Menschen in ihren religiösen Gefühlen verletzen kann, ist es ein völliger Quatsch, weil «kreuzfalsch», schreibt Thomas Hanimann, Kommunikationsbeauftragter der Schweizerischen Evangelischen Allianz auf Anfrage von BLICK. «Schade, dass für die Firma und die Werber eine etwas tiefere Auseinandersetzung mit dem Glauben offenbar ein Tab(o)u war.»

«Jesus ist auch für diese schöne Dame gestorben», meint Simon Spengler, Bereichsleiter Kommunikation und Kultur der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. Abgesehen von dessen Tod am Kreuz nach 33 Jahren, würden ja seine Ideen und Ideale weiterleben. «1,2 Milliarden Menschen berufen sich heute weltweit auf ihn. Das muss Ta-bou erst mal nachmachen. Ich glaub kaum, dass die das schaffen.»

«Ich kann trotzdem ruhig schlafen»

«Auch wenn viele über unsere Werbekampagne wettern: Ich kann trotzdem ruhig schlafen. Wir kämpfen für Ethik in der Textilproduktion. Und das ist es, was zählt», sagt der Chef des Familienunternehmens Gianni De Nicola. Das Modell auf dem Plakat ist seine Tochter Valeria De Nicola, die auch als Designerin der Bikinis tätig ist. Der Text des Plakats beziehe sich auf ein Gedicht, in dem es um die Motivation von Jesus und Alexander des Grossen gehe.

Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass die Firma mit ihren anstössigen Werbekampagnen für Aufruhr sorgt. 2003 verbot die Stadt Zürich sogar ein Plakat des Familienunternehmens, auf dem eine Frau mit einladend gespreizten Beinen posierte. Die Begründung: Das sei sexistisch und entwürdigend für die Frau. Und 1994 warb das Unternehmen mit den provokativen Worten «16-jährig und tabu? nein...» um Kundschaft und erntete massive Kritik – offensichtlich spielte die Firma auf das Schutzalter an. Dies sei aber falsch interpretiert worden, schreibt das Unternehmen auf ihrer Webseite: Es sei nur um das Jubiläum gegangen. 

«Man kann nie alle zufriedenstellen»

Auf die neue Werbekampagne habe Gianni De Nicola bisher nur positive Rückmeldungen erhalten. «Viele Menschen verstehen das Plakat nicht. Aber alle sind gwundrig, was es damit auf sich hat.» Es gäbe immer Menschen, die sich aufregen würden. «Man kann nie alle zufriedenstellen.» (kra)

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