Swica wollte Schweizer nicht heim fliegen
So wars im bulgarischen Horror-Spital

Michael Gasser wird in der Neujahrsnacht übel verprügelt. Der wahre Horror beginnt aber erst bei der Einlieferung in das Spital im bulgarischen Dobritsch.
Publiziert: 07.01.2015 um 18:32 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:03 Uhr
Von Jessica von Duehren

Was in der Neujahrsnacht genau passiert ist, weiss Michel Gasser (21) nicht mehr. Der Solothurner aus Balsthal ist zu Besuch bei seiner Mutter in Bulgarien. Es ist zwei Uhr morgens, als er bewusstlos und mit Kopfverletzungen ins Spital eingeliefert wird. Unbekannte haben ihn so zugerichtet.

Stunden später wacht der junge Mann auf – im Horror-Spital von Dobritsch. Mit Blut und anderen Flecken verschmierte Matratzen, Urin auf dem Boden – die Zustände in der Klinik sind ekelerregend. Trotzdem entscheidet Michel Gassers Krankenkasse Swica, dass er nicht sofort per Am­bulanzjet zurück in die Schweiz geflogen wird.

Fünf Tage muss Gasser im Ekel-Spital ausharren – bis er gestern entlassen wurde. Endlich. «Es war der Horror», sagt er, «meine Matratze war zerschlissen und voller Flecken. Es gab viel zu wenig Personal, mein durchgebluteter Kopf­verband wurde erst nach Tagen gewechselt.»

Auch seine Mutter Elisabeth, die vor fünf Jahren nach Bulgarien auswanderte, ist entsetzt über die hygienischen Zustände: «Ich habe gesehen, wie ein Arzt ohne Mundschutz mit dem Skalpell aus dem OP kam. Danach ist er wieder reingegangen und hat einfach weiter operiert, als ob nichts gewesen wäre.»

Am ersten Abend fragte ein Spitalangestellter die Mutter, wer denn bei ihrem Sohn schlafen werde. «Er sagte, sie hätten kein Personal und ich müsse seine Pflege übernehmen. Sogar Essen und Toilettenpapier musste ich ihm mitbringen», sagt Elisabeth Gasser.

Jeder Gang zur Toilette geriet zur Tortur. Der Boden sei ein halber Zentimeter hoch mit Urin bedeckt gewesen, berichtet die Mutter. Und: «Es grenzt an ein Wunder, dass Michel sich nicht noch eine Infektion eingefangen hat.»

Die Krankenkasse Swica begründet ihren ablehnenden Entscheid so: «Eine Repatriierung im Ambulanzjet wird bei schweren Verletzungen oder Krankheiten gewählt. Das war bei Michel Gasser nicht gegeben. Der Standard des Spitals war in diesem Fall, bei dem keine Operation vorgenommen werden musste, nicht ein entscheidendes Kriterium.»

Die nächsten Tage wird sich der 21-Jährige nun bei seiner Mutter erholen. Dann reist er heim in die Schweiz, in einem ganz normalen Linienflugzeug. «Ich bin einfach nur froh», sagt Michel Gasser, «dass der Horror ein Ende hat.»

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