Die Pläne, die heute in Zürich vorgestellt wurden, haben es in sich: Mit einem Prestige-Bau des spanischen Star-Architekten Santiago Calatrava könnte der Bahnhof Stadelhofen in naher Zukunft ein komplett neues Gesicht erhalten. Das moderne Bürogebäude soll das neue Zuhause des Versicherungskonzerns Axa Winterthur werden.
Zu reden gibt aber vor allem die geplante Nutzung im Untergrund. Im präsentierten Gestaltungsplan ist nämlich die Rede von einer öffentlichen Velostation mit rund tausend Abstellplätzen unter der Erde. Kostenpunkt: 10 Millionen Franken.
«Was da los wäre!»
«Das ist eine exorbitante Summe und sackteuer», sagt der Zürcher Nationalrat Mauro Tuena auf Anfrage von BLICK. Der SVP-Politiker sieht die Velofahrer einmal mehr von der Stadt bevorteilt. «Was für ein rot-grüner Wahnsinn. Man stelle sich vor, Zürich würde für Autoparkplätze so viel Geld ausgeben. Was da los wäre!»
Tuena wünscht sich mehr Fairness zwischen Velofahrern und Automobilisten. Zugleich fragt sich der Politiker auch, wie die Rechnung für die Stadt in dieser Sache aufgehen könne.
Und tatsächlich: Bei der heutigen Präsentation sprach der Stadtrat von vermutlich zwei Franken pro Tag und Abstellplatz, den die Velofahrer zu bezahlen hätten. Selbst bei einer maximalen Auslastung bräuchte die Anlage so über 13 Jahre, bis sie sich rechnen würde – Betriebskosten nicht eingerechnet.
Mehrwertausgleich soll Kosten reduzieren
Auch Matthias Wyssmann vom Zürcher Hochbaudepartement gibt unumwunden zu, dass es sich bei den Kosten für die Velostation um eine hohe Summe handelt. Doch sie sei gerechtfertigt: «Wer den Platz um den Bahnhof Stadelhofen kennt, der weiss, dass in diesem Bereich etwas getan werden muss. Viel Spielraum haben wir aber nicht. Und sobald es in den Untergrund geht, wird es einfach teuer.»
Wyssmann fügt aber an, dass die Rechnung für die Stadt sehr wohl aufgehe. «Dank des Neubaus und der Velostation wird der ganze Ort aufgewertet. Durch den Mehrwertausgleich können die Kosten für die Stadtkasse aber reduziert werden.»
Kritik kommt auch von der SP
Kritik am Bauprojekt kommt aber auch von der anderen Seite des politischen Spektrums. Marco Denoth ist Co-Präsident der Stadtzürcher SP. Im Gegensatz zu Tuena würde Denoth die Velofahrer am liebsten ganz von den Kosten befreien. «Die SP bleibt auch hier beim Grundsatz, dass Velo-Abstellplätze gratis sein müssen.»
In die Pflicht nimmt Denoth stattdessen die Axa Winterthur. «Dadurch, dass die Stadt das bestehende Gebäude vor einem Jahr aus dem Inventar der schützenswerten Bauten entlassen hat, ist der Wert für den Versicherungskonzern enorm gestiegen», sagt Denoth. Der Betrag von rund 1,5 Millionen Franken, den die Axa Winterthur an die Stadt bei einem positiven Bauentscheid überweisen müsste, sei für den Konzern daher «ein Klacks».
Die Pläne für das Calatrava-Bürohaus liegen ab dem 28. September im Zürcher Amtshaus aus. Gibt auch der Gemeinderat grünes Licht, könnte frühestens anfangs 2018 mit den Bauarbeiten begonnen werden.