Ulrich Giezendanner (63) lässt nicht locker und kämpft weiter für ein Kopfhörer-Verbot auf Schweizer Strassen. «Bei diesem Thema muss endlich gehandelt werden», sagt der Geschäftsmann in der «Schweiz am Wochenende». Fast täglich würden sich Berufschauffeure und Lastwagenfahrer über abgelenkte für Velofahrer und Fussgänger beschweren. «Es braucht einen neuen Artikel im Strassenverkehrsgesetz, der das Velofahren mit Kopfhörern verbietet und bestraft», fordert der SVP-Politiker. Man müsse diese Verkehrsteilnehmer vor sich selber schützen, «denn sie gefährden nicht nur andere, sonder nauch sich selber.»
Dass Velofahren mit Musik in den Ohren gefährlich ist, zeigt auch die aktuelle Strassenverkehrsunfall-Statistik des Bundes. Vor fünf Jahren waren es bei den Velofahrern noch 185 Unfälle wegen momentaner Unaufmerksamkeit, vergangenes Jahr stieg die Zahl auf 236 an. Laut Antworten von verschiedenen Polizeistellen sind es vor allem die Jungen, die auf dem Velo Musik hören. Wie es aus Luzern heisst, werde während der Fahrt aber auch viel telefoniert oder Nachrichten geschrieben.
Anklang bei der Polizei
«Gerade in einer Stadt wie Zürich, wo die Verkehrsdichte enorm hoch ist, verträgt es keinerlei Ablenkung, egal von welchen Verkehrsteilnehmenden», sagt Judith Hödl, Sprecherin der Stadtpolizei Zürich, in der «Schweiz am Sonntag». «Hier kann eine kurze Unaufmerksamkeit schon gravierende Folgen und entsprechende Konsequenzen haben.» Giezendanners gefordertes Kopfhörer- und Handyverbot für Velofahrer findet Anklang bei den Ordnungshütern. «Grundsätzlich begrüsst die Stadtpolizei alles, was - zur Sicherheit von allen Verkehrsteilnehmern - dazu beiträgt, dass die Aufmerksamkeit dem Verkehr gewidmet ist und man nicht abgelenkt ist.»
Akustik-Experten der Suva haben errechnet, dass ein Velofahrer ohne Kopfhörer ein mit 50 Stundenkilometern von hinten nahendes Fahrzeug auf 16 Meter Distanz wahrnimmt. So bleiben ihm also zwei Sekunden Reaktionszeit. Trägt der Velofahrer jedoch einen Kopfhörer und hört Musik, nimmt er das Fahrzeug erst auf drei Meter Distanz wahr. Sprich, ihm bleiben gerade mal 0,3 Sekunden für eine Reaktion.
BfU nicht für ein Verbot
Giezendanner kritisiert die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU), kann nicht nachvollziehen, wieso man nicht schon lange aktiv wurde: «Bei der BfU hätte man längst hellhörig werden müssen. Um eine zweite Gotthardröhre zu bekämpfen oder ständig gegen die Autofahrer mobil zu machen, hat man Zeit, doch um die wirklich wichtigen und akuten Themen kümmert man sich kaum.» BfU-Sprecher Marc Bächler wehrt sich gegen die Vorwürfe: «Im Strassenverkehr zählen Ablenkung und Unaufmerksamkeit gemeinsam mit Vortrittsmissachtung zu den wichtigsten Ursachen für Verkehrsunfälle. Der BfU ist es deshalb wichtig, für die Problematik der Unaufmerksamkeit und Ablenkung zu sensibilisieren», so Bächler gegenüber der Zeitung. «Dies geschehe beispielsweise für Fussgänger in einem Video, für Velofahrer sowie Autofahrer auf Plakaten und Videos. Zudem liefern wir zum Thema Ablenkung auch spezielle Informationen für Betriebe.» Für ein Verbot von Kopfhörern auf Velos spricht man sich bei der BfU nicht aus. (gru)