Der ehemalige SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi (71) musste viel Kritik einstecken, weil er im Interview mit BLICK behauptete, Hort-Kinder seien dümmer als andere. So meinte etwa Nadine Hoch, Geschäftsleiterin beim Verband Kinderbetreuung Schweiz, die Aussage sei «jenseits von Gut und Böse». Und Erziehungsforscherin Margrit Stamm sprach von einer «skandalösen Kampagne».
Also schoss Bortoluzzi zurück. Als «BLICK-Verächter» habe er den den Artikel, der die Affäre ins Rollen brachte, gar nicht gelesen, wettert er in einem Leserbrief im «Tages-Anzeiger». Auch habe er seine Zitate im Artikel nicht autorisiert. Fazit: «Also werden im Artikel Unwahrheiten verbreitet.» Hat BLICK Bortoluzzi bei seiner Krippenkritik also vielleicht nur falsch verstanden? Das nächste grosse Polit-Missverständnis nach Heidi Z'graggens vermeintlichem «Depp»-Verhörer? Oder versucht der Politiker nach der massiven Kritik einfach zurückzurudern?
Von BLICK damit konfrontiert, reagiert der 71-Jährige nicht erfreut. Er wolle sich nicht mehr zum Thema äussern, meint er zunächst. Es folgt dann doch eine Schimpftirade. «Das k... mich an. Schreibt doch euren Seich!» Wo er genau falsch zitiert worden sei, mag er nicht erklären. Dass sich die Zitate im Artikel mit dem decken, was er schon seit Jahren erzählt («Die Betreuung durch die Eltern und die Werte der Familie können für mich durch nichts ersetzt werden.») – egal!
Seine Argumentation: Weil ihm der Text nicht schriftlich vorgelegt worden sei, handle es sich – unabhängig vom Inhalt – um Unwahrheiten. Aber eben: «Ich habe den Artikel nicht gelesen.»
«Ich habe nicht die ganze Studie gelesen»
Als langjähriger Politiker weiss er, dass es bei keinem Medium üblich ist, Interviewpartnern ihre Zitate ungefragt schriftlich vorzulegen. BLICK hat ihm die Sätze dennoch am Telefon vorgelesen. Er hatte keine Einwände. Heute spricht Bortoluzzi trotzdem von einer «Riesensauerei», die ihm widerfahren sei. Auch sein wütender Leserbrief im «Tages-Anzeiger» sei übrigens falsch wiedergegeben worden. «Das wurde gekürzt, das Wichtigste fehlt.»
Der SVP-Mann musste sich auch vorwerfen lassen, die Studie nicht korrekt wiedergegeben zu haben – von der Verfasserin der Untersuchung selber. Der Hort habe nur einen negativen Effekt, wenn nicht genug Betreuungspersonal verfügbar sei. Und: Es geht nur um Kinder, die bereits unter zwei Jahren in den Hort kommen. «Ich habe nicht die ganze Studie gelesen», meint Bortoluzzi dazu.
Übrigens: Auch dieser Artikel wurde Toni Bortoluzzi nicht vorab zum Lesen gegeben. Die Kollegen vom «Tages-Anzeiger» dürfen sich also schon auf den nächsten wütenden Leserbrief freuen!
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