Die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva) legt heute eine brisante Studie vor. Der Statistiker Bruno Lanfranconi hat die Autounfälle sämtlicher Suva-Versicherten unter die Lupe genommen – also von allen Angestellten zwischen 18 und 64 Jahren. Das sind zurzeit rund 1,9 Millionen Menschen.
Das Risiko der arbeitenden Männer, mit dem Auto einen Unfall zu bauen, ging in den letzten zehn Jahren um ein Viertel zurück. Das Risiko für schwere Verletzungen – definiert als Arbeitsausfall von mindestens drei Wochen – sank sogar um 34 Prozent.
Fast doppelt so viele Verletzte
Bei den Frauen dagegen sank das Unfallrisiko zwar ebenfalls – aber nur um 15 Prozent. Legt man die gefahrenen Strecken zugrunde, wird die Bilanz noch schlechter: Auf 100 Millionen gefahrene Kilometer kommen 4,8 schwer verletzte Männer – aber fast doppelt so viele Frauen (9,2).
Erstaunt war Lanfranconi, als er sich sie die Verteilung über den Tag ansah. Zwischen sieben und acht Uhr morgens bauen Frauen 170 Prozent mehr Unfälle als Männer: «Im Morgenverkehr fahren die Frauen offensichtlich schlechter Auto als zu den übrigen Tageszeiten.»
Frauen lassen sich schneller stressen
Eine mögliche Erklärung dafür liefern Experimente aus der Psychologie: Frauen und Männer unterscheiden sich im räumlichen Orientierungsverhalten – die Fähigkeiten, die beim Autofahren zum Zug kommen, seien bei Männern wohl besser ausgebildet.
«Frauen müssen beim Autofahren mehr bewusste Aufmerksamkeit aufbringen. Stress beeinträchtigt ihre Fahrfähigkeiten deshalb stärker als jene der Männer», so Lanfranconi.
Seine Folgerung: Um die Unfallzahlen weiter zu senken, sollte sich Prävention künftig stärker an die arbeitenden Frauen richten.