Für Touristen ist die Schweiz während der Corona-Krise keine gute Destination. Eine, die sich von Ausnahmezustand und Reisebeschränkungen aber nicht abschrecken lässt, ist die südafrikanische Reisebloggerin Annika L.*. Sie ist momentan auf einer mehrwöchigen Velotour durch die Schweiz – und lässt die Öffentlichkeit im Internet am Pandemie-Trip teilhaben. Auch daran, wie sie es vor anderthalb Wochen schaffte, ins eigentlich abgeriegelte Land einzureisen.
L. startete im November 2019 ihr Velo-Abenteuer in Südafrika mit Ziel Nordeuropa. In Kamerun durchkreuzte das Coronavirus jedoch die Reisepläne. Die Südafrikanerin berichtete auf ihren Seiten von Aggressionen der lokalen Bevölkerung gegen Ausländer und von geschlossenen Grenzen. Die Weiterreise? Unmöglich!
Deutsche wollten Velo nicht mitnehmen
Die Frau sass also fest. Wie Zehntausende andere Touristen auf der ganzen Welt. Sie wandte sich an die südafrikanischen Behörden. Bekam jedoch nicht einmal eine Antwort.
Deutschland hätte sie nach Europa evakuiert, weil Annika L. ebenfalls einen deutschen Pass hat. In die zweite Heimat hätte sie aber ihr Velo nicht mitnehmen dürfen. «Ich habe ihnen gesagt, wo sie sich ihr Angebot hinschieben können», schreibt Annika L. daraufhin wütend auf ihrem Profil.
Zum Glück sprang die Schweiz ein, die in der Region sowieso einen Repatriierungsflug durchführte. Und bot der Bloggerin an, sie und ihr Velo in die Schweiz zu bringen.
Die Velo-Touristin war sofort Feuer und Flamme. Und plante kurzerhand, in der Schweiz zu bleiben: «Ich kann dort mit dem Velo herumfahren und muss nicht einmal in Quarantäne. Als hätte ich in der Lotterie gewonnen», jubelt sie im Netz schon vor dem Abflug. Und fragt ihre Anhänger schon einmal nach warmen Kleidern und Gratis-Übernachtungsmöglichkeiten in der Schweiz.
EDA sagt: Weiterreise war Bedingung für die Rettung
Anfang April ist sie schliesslich in einem Flieger von Edelweiss gelandet. Ihr Ziel: «Ein paar Wochen Spass in Land Nummer 34.» Und: «Ich kann es kaum erwarten, das verlassene Zürich zu sehen!» Auch die Westschweiz steht auf dem Programm. Danach soll es irgendwie über Deutschland ans Nordkap gehen.
Das Aussendepartement (EDA), das die vermeintliche Rettung einfädelte, reagiert zerknirscht auf Fragen von BLICK. Man kenne die konkreten Pläne der Frau nicht. Aber: «Sie wurde darüber informiert, dass sie nur in die Schweiz einreisen kann, wenn sie danach in ihr Heimatland (Deutschland) weiterreist.»
Die Touristin selber hat ihre Gespräche mit dem Verantwortlichen des EDA anders in Erinnerung. Man habe ihr gesagt, dass Velofahren in der Schweiz absolut kein Problem sei. Sie halte sich zudem strikt an alle Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Oder was sie darunter versteht: nicht rauchen, kein Zucker, meditieren und nicht zu lange am selben Ort verweilen.
* Name geändert