Subventionsjäger
Je schlauer der Bauer, desto grösser sein Traktor

Niemand bringt so viel PS auf den Ackerboden wie die Schweiz.
Publiziert: 30.06.2013 um 16:15 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:38 Uhr
Im Jahr 2011 kauften Schweizer Bauern 339 Fendt-Traktoren.
Von Leo Ferraro

Auf den Schweizer Feldern brummts: 135064 Traktoren sind nach Angaben des Bundesamtes für Statistik seit Ende 2012 immatrikuliert. Vor zwölf Jahren waren es erst 124139.

Dabei gibt es seit Jahren immer weniger Bauern, die Zahl der bewirtschafteten Höfe geht zurück, die bewirtschaftete Fläche ebenfalls. Fuhren 1990 noch 1,3 Traktoren pro Betrieb, waren es 2000 schon 1,8 und 2,3 im Jahr 2011. Kein anderes Land bringt pro Hektar so viele PS auf den Boden.

Besonders gefragt bei Schweizer Bauern ist die US-Marke John Deere. Ein gelb-grünes Monster auf Rädern, die höher sind als der grösste Bauer. 474 Stück wurden davon allein im letzten Jahr verkauft, mehr als von jeder anderen Marke.

Es folgen die Modelle des US-Herstellers New Holland, dann die Traktoren des deutschen Herstellers Fendt, die als Porsche unter den Landmaschinen gelten.

Maschinen immer teurer

Die Traktoren werden immer grösser, schwerer, leistungsstärker – und teurer. Kostete eine Zugmaschine vor 30 Jahren noch 35'000 bis 40'000 Franken, liegt der Durchschnittspreis heute gemäss Schweizer Landtechnikverband bei rund 60'000 Franken.

Für die Luxusvariante sind bis zu 100'000 Franken fällig. Viel Geld für chronisch klamme Bauern, die am Subventionstropf hängen.

Bauern im Kaufrausch

Doch genau da liegt der Grund für den Kaufrausch. «Die Rekordmenge der Traktorimporte hängt indirekt mit den hohen staatlichen Pauschalzahlungen zusammen», sagt Agrarökologe Andreas Bosshard (50), Geschäftsführer der Denkfabrik Vision Landwirtschaft.

80 Prozent der rund 2,6 Milliarden Franken Agrarsubventionen schüttet der Bund mit der Giesskanne aus: Je tiefer das Einkommen, desto höher die Direktzahlungen.

«Das Direktzahlungssystem bietet hier falsche Anreize», sagt Bosshard. «Denn mit Investitionen wie dem Kauf von Maschinen können die Bauern das landwirtschaft­liche Einkommen senken und so Steuern und Subventionen optimieren.» 

«Es braucht einen schlagkräftigen Maschinenpark»

Die Bauern erklären die hohe Traktorendichte natürlich anders. «Die kleinen Strukturen und die teure Arbeitszeit in der Schweiz verlangen von den Bauern eine besonders effiziente Arbeitsweise», sagt Ralf Bucher, Geschäftsführer des Aargauer Bauernverbandes.

Die Zeitfenster zum Einfahren der Ernte seien klein. «Darum braucht es einen schlagkräftigen Maschinenpark. Die Mechanisierung der Schweizer Landwirtschaft ist auf die Arbeitsspitzen im Sommer ausgerichtet.»

In den restlichen Monaten stehen die PS-Monster dann eben in der Scheune – als «stilles Kapital».

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