Sturmjäger Cyrill Steiger
Dieser Mann freut sich über Blitz und Donner

Wenn es blitzt und donnert, ist er in seinem Element: Cyrill Steiger ist Sturmjäger und verfolgt mit seiner Kamera mit Leidenschaft fast jeden Sturm. Er ist einer der wenigen, der sich an den momentanen Extremwetterereignissen freut.
Publiziert: 11.06.2016 um 03:50 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:44 Uhr
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Diese Aufnahme gelang Cyrill Steiger Ende Mai. Der Blitz ist rund 4 Kilometer entfernt in der Nähe von Möhlin AG
Lorenz Zahler

Heftige Unwetter in der Schweiz und sogar schon Tornados in Hamburg (BLICK berichtete), das Wetter wird immer verrückter! Jetzt wo der Sommer naht, steigt auch das Gewitterrisiko.

Cyrill Steiger (56), er jagt Stürme aus Leidenschaft.
Foto: zvg / Jigme Garne

Einer der sich jedes Mal freut, wenn es blitzt und donnert, ist der Schweizer Sturmjäger Cyrill Steiger (56) aus Winterthur. Der gelernte Fotograf packt bei jedem Wetter seine Kameras und Stative um aussergewöhnliche Wetterphänomene einzufangen.

Er freut sich bereits auf die nahenden Sommergewitter, «seit gestern sorgt ein Zwischenhoch wieder für eine Wetterberuhigung, wonach sich jetzt die Atmosphäre durch die Sonneneinstrahlung wieder aufheizen kann», erklärt Steiger die aktuelle Situation gegenüber BLICK. Daraus würde dann ein erhöhtes Gewitterrisiko für die folgenden Tage hervorgehen.

Erst Ende Mai fotografierte Steiger in Zürich eine Superzelle, die für das extreme Hagelereignis verantwortlich war (BLICK berichtete). «Ich hatte Gänsehaut. Das war das erste Mal, bei dem ich ernsthaft dachte, dies seien fast amerikanische Verhältnisse», so der Profi. Das Wetterphänomen hätte sogar fast zu einem kleinen Tornado führen können.

Ein Bild einer Superzelle, die sich fast zum Tornado entwickelt hätte. Diese Gewitterwolke war Ende Mai für das extreme Hagelereignis verantwortlich.

Adrenalinkick dank 100 Millionen Volt

«Es ist der Respekt und die Faszination zugleich», begründet der Experte den Reiz für sein Hobby. «Gewitter gehören noch zu den unberechenbarsten Naturereignissen. Es braucht Erfahrung, Fachwissen, aber auch eine gesunde Portion Instinkt und Intuition, um die Stürme erfolgreich zu jagen».

Gelingt eine Jagd und zucken die Blitze wenige hundert Meter vor ihm in den Boden, sei er wie aufgeladen, erzählt der Sturmfotograf und fügt an: «Manchmal brauche ich einfach diesen Adrenalinkick!»

Mit seinen Bildern und nachträglichen Analysen der Ereignisse will er vor allem zeigen, dass solche Gewitter vorhersehbarer sind und durch die Dokumentation gleichzeitig auf dessen Gefahren hinweisen.

«Ich bin kein Katastrophen-Tourist», betont Steiger, «es kommt aber immer wieder vor, dass durch die Unwetter auch Menschen ums Leben kommen und ich in unmittelbarer Nähe bin. Natürlich macht mich dies sehr betroffen.»

Mittlerweile jagt Steiger seit 19 Jahren Gewitterzellen. In der Schweizer Hauptsaison, die von Mitte April bis September dauert, war er zu Spitzenzeiten bis zu vier Mal pro Monat unterwegs. «Heute gehe ich nur noch raus, wenn sich auch etwas Gröberes zusammenbraut» – so wie letzte Woche.

«Ich spürte noch die Druckwelle und die Hitze des Blitzes»

Steiger will immer so nahe wie möglich am Unwetter sein. Für sein Hobby riskierte er schon mehrmals sein Leben. «Es ist alles viel eindrücklicher, aber je näher ich bin, desto gefährlicher wird es» und der Sturmjäger weiss, wovon er spricht.

Neben ihm schlug im Juli 2011 ein Blitz in unmittelbarer Nähe ein, «ich spürte noch die Druckwelle und die Hitze.» Ein Risiko würde, wie auch bei anderen Hobbys, immer dazu gehören.

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Seine Begeisterung entstand im Alter von elf Jahren. Damals war er mit seinem Vater im Segelboot auf dem Bodensee unterwegs. Ein Blitz schlug nur gerade 30 Meter entfernt von ihm ins Wasser ein. «Angst war zwar vorhanden, aber die Faszination an der Naturgewalt war grösser», sagt er heute.

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