Fischstäbchen sind vitaminreich, schnell zubereitet, und fast jeder liebt sie. Doch nun sind die panierten Fischportionen in Gefahr: Sie könnten quasi aussterben. Eine diese Woche publizierte US-Studie wirft die Frage auf: «Müssen wir uns von Fischstäbchen verabschieden?»
Ursache ist die Überfischung der Meere. Der Dorsch – sobald er die Geschlechtsreife erreicht, heisst er Kabeljau – ist einer der beliebtesten Stäbchen-Fische. Laut der Studie sind die Bestände vor den US-Küsten aber dramatisch zurückgegangen. An Teilen der Ostküste sank die Anzahl Dorsche auf vier Prozent dessen, was die Wissenschaftler als «nachhaltig» bezeichnen würden. Als Konsequenz gibt es nun strenge Fangquoten.
Greenpeace geht einen Schritt weiter: Der Konsum von Dorsch wird im aktuellen Fisch-Ratgeber grundsätzlich als «nicht empfehlenswert» deklariert. Dasselbe gilt für andere klassische Stäbchen-Fische wie Hoki, Pangasius und Alaska-Seelachs, die auch Schweizer Grossverteiler verarbeiten.
Dabei ist der panierte, rechteckige Fisch ein europäisches Kulturgut, erfunden in England, wo er seit 1955 auf dem Markt ist. Anfang der 60er-Jahre schwappte die Fischstäbchen-Welle aufs europäische Festland. Heute isst der Deutsche durchschnittlich etwa 20 Stück pro Jahr, in Österreich sind es sogar 40 Fischstäbchen jährlich, und bei uns hat der Hunger auf Fisch ein neues Rekordniveau erreicht: Über neun Kilo Fisch und Meeresfrüchte vertilgen Herr und Frau Schweizer jährlich – einen guten Teil davon in Stäbchenform. «Dieses Jahr haben wir wiederum eine Zunahme des Absatzes von Fischstäbchen verzeichnet», heisst es etwa bei der Migros. Die panierten Fische sind ein grosser Wirtschaftsfaktor: Der deutsche Hersteller Iglo wurde in diesem Jahr für 2,8 Milliarden Franken verkauft.
Dieser Run hat Konsequenzen: Die Hersteller müssen auf immer neue Fischsorten ausweichen, um den Bedarf zu decken. Alaska-Seelachs etwa ist heute ein beliebter Stäbchen-Fisch. Vor nur zehn Jahren galt er noch als Beifang und wurde von den Fischern wieder über Bord geworfen.
Und noch eine schlechte Nachricht gibt es: Durch die Verknappung könnten die Preise steigen. Wird das günstige Lieblingsessen vieler grosser und kleiner Kinder bald zum Luxusprodukt?