Studie für die Schweiz
Wer weniger Geld hat, hat schlechtere Zähne

Eine aktuelle Studie des Bundesamts für Statistik zeigt, dass soziale Ungleichheiten bei der Mund- und Zahngesundheit in der Schweiz bestehen.
Publiziert: 07.04.2025 um 10:34 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2025 um 17:00 Uhr
Bei der Mund- und Zahnhygiene zeigen sich in der Schweiz soziale Ungleichheiten.
Foto: Keystone
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Bei der Mund- und Zahngesundheit zeigen sich ausgeprägte soziale Ungleichheiten. Das gilt sowohl für die Inanspruchnahme von zahnärztlichen Leistungen als auch für die Zahnhygiene und den Zustand der Zähne im Allgemeinen, wie eine aktuelle Studie zeigt. Grundsätzlich habe sich die Zahnhygiene in den letzten zwanzig Jahren aber deutlich verbessert.

2022 hätten in einer Befragung mehr als sieben von zehn Personen den Zustand ihrer Zähne und ihres Zahnfleisches als gut bis sehr gut bezeichnet, teilte das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag mit. Bei Frauen war die eigene Einschätzung noch höher als bei Männern mit 74 Prozent gegenüber 68 Prozent.

Der Anteil variierte auch je nach Bildungsniveau

Der Anteil variierte auch je nach Bildungsniveau. Drei Viertel der Befragten mit Tertiärabschluss bezeichneten ihre Mund- und Zahngesundheit als gut bis sehr gut, gegenüber 68 Prozent der Menschen mit Abschluss auf Sekundarstufe 2 und 55 Prozent der Menschen ohne nachobligatorische Ausbildung.

44 Prozent der Bevölkerung hatten 2022 ein vollständiges natürliches Gebiss, schrieb das BFS. 2022 war es ein Drittel gewesen. Eine deutliche Verbesserung sei bei den Frauen festzustellen. Der Anteil variierte auch je nach Bildungsniveau. Im Alter zwischen 25 und 64 Jahren ist der Anteil umso grösser, je höher das Bildungsniveau.

In den letzten zwanzig Jahren sind die zahnärztlichen Konsultationen zurückgegangen

In dieser Altersgruppe haben ein Viertel der Menschen ohne nachobligatorische Ausbildung ein vollständiges natürliches Gebiss gegenüber 45 Prozent bei Menschen mit Abschluss auf Sekundarstufe 2 und 56 Prozent bei Menschen mit Tertiärabschluss. Die sozialen Unterschiede seien seit 2002 unverändert, hiess es weiter.

In den letzten zwanzig Jahren sind die zahnärztlichen Konsultationen zurückgegangen. Der Anteil der Bevölkerung, der im Laufe eines Jahres zur Dentalhygiene geht, stieg hingegen um 21 Prozentpunkte auf 58 Prozent, so das BFS. Insgesamt nahmen rund drei Viertel der Bevölkerung zahnärztliche und/oder dentalhygienische Leistungen in Anspruch.

Mit steigendem Bildungsniveau nehme der Anteil der Menschen, die einmal jährlich zur Dentalhygiene gehen, zu, schrieb das Statistikamt. Zwei Drittel der Menschen mit Tertiärabschluss gegenüber 43 Prozent ohne nachobligatorische Ausbildung lassen sich dentalhygienisch behandeln.

Rund ein Drittel hatte eine Zahnspange

Der Verzicht auf zahnärztliche Leistungen erhöhe das Risiko einer schlechten Zahngesundheit. 2023 verzichteten gemäss BFS knapp fünf Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren aus finanziellen Gründen auf notwendige zahnmedizinische Leistungen. Am stärksten betroffen waren unter anderem Erwerbslose, Armutsgefährdete, Menschen ohne nachobligatorische Ausbildung und ausländische Staatsangehörige.

Rund ein Drittel gab in der Befragung an, bereits einmal im Leben eine Zahnspange getragen zu haben. Der Anteil sei in den letzten zwanzig Jahren stetig gestiegen, hiess es weiter. Am verbreitetsten sei die Zahnspange bei jungen Menschen. Mehr als die Hälfte der 15- bis 39-Jährigen habe bereits einmal eine Zahnspange getragen.

Schriftlicher Fragebogen

Auch hier, beim Thema Kieferorthopädie, zeigen sich ausgeprägte soziale Unterschiede. Je höher das Bildungsniveau, desto häufiger kommen Zahnspangen zum Einsatz. Laut dem BFS haben sich die sozialen Unterschiede im Laufe der Zeit vergrössert. Die Inanspruchnahme von Kieferorthopädie sei bei Menschen mit Tertiärausbildung in den letzten zwanzig Jahren um 15 Prozentpunkte und bei Menschen mit Sekundarstufe-2-Abschluss um acht Prozentpunkte angestiegen. Bei Menschen ohne nachobligatorische Ausbildung sei kein signifikanter Anstieg zu verzeichnen gewesen.

Die Publikation des BFS stützt sich auf die Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragung. Als Teil des Erhebungsprogramms der Volkszählung liefert sie Informationen zum Gesundheitszustand der Bevölkerung, dem Gesundheitsverhalten sowie der Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten. Die Fragen zur Mund- und Zahngesundheit stammen aus einem schriftlichen Fragebogen, der von 19'137 Menschen beantwortet wurde.

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