Die «lesbische Paula» ist die Strippenzieherin in der Chilli’s-Affäre. Im Fall um betäubte und abgezockte Freier hat sie nun umfassend gestanden. In einem abgekürzten Verfahren steht die Prostituierte (40) im September vor dem Zürcher Bezirksgericht.
Pikant: Auch ihr damaliger Chef, Chilli’s-Boss Samir «Sämi» Y.* (45), soll gemäss Anklage tüchtig mitkassiert haben.
Die wichtigsten Vorwürfe der Staatsanwaltschaft lauten: Erpressung, Raub, Urkundenfälschung, Diebstahl, Wucher und betrügerischer Missbrauch einer Datenverarbeitungsanlage. Dafür soll Paula G.* zu drei Jahren Gefängnis verurteilt werden, die Hälfte davon unbedingt. Die hat die Brasilianerin allerdings bereits mit ihrer U-Haft abgesessen.
Laut ihrem Geständnis hat die «lesbische Paula» zusammen mit weiteren Damen vom Chilli’s sexhungrige Männer gezielt ausgenommen. Zwei Freier wurden gar mit einem rezeptpflichtigen Schlafmittel ausser Gefecht gesetzt: Dormicum – das benutzte auch der berüchtigte Vergewaltiger Markus Wenger.
Und so gingen die Dirnen gemäss Paula vor: Am Abend des 5. Oktober 2012 betrat A. B.** das Chilli’s. Die Bardame informierte sofort Paula, dass der Gast «sehr viel Geld habe». In der Folge begab sich das Opfer mit einer Dirne aufs Zimmer. Später gesellte sich auch Paula hinzu und mischte dem Liebeshungrigen eine Schlaftablette in den Whisky. Während der Freier tief schlief, zog Hotel-Managerin Paula mehrfach dessen Kreditkarten durch das Chilli’s-Lesegerät. So tätigte sie Abbuchungen in Höhe von 17'000 Franken. Laut Staatsanwalt bekam der Chilli’s-Boss «Sämi» 20 Prozent sowie 800 Franken für angeblichen Champagnerkonsum. Paula und eine weitere Dirne sackten 12'800 Franken ein.
Etwa drei Wochen später begleiteten gleich vier Damen (darunter wieder die «lesbische Paula») einen anderen Gast auf ein Zimmer oberhalb der Bar. Perfid: Die Barmaid hatte da bereits den PIN-Code ausspioniert und die Kreditkarte des Mannes mit 3000 Franken belastet. Gemeinsam gelang es den Prostituierten, dem Beduselten weitere 7800 Franken abzuzwacken. Auch hier bekam der Chilli’s-Boss 20 Prozent Provision.
Einem aus dem Tiefschlaf aufgewachten Freier tischte die feine Gesellschaft folgende Lüge auf: Er habe eine Party mit mehreren Frauen und einem Transsexuellen gefeiert und dazu Koks bestellt. Die Rechnung: 4000 Franken. Bei Nichtzahlung drohte Paula mit dem Chilli’s-Boss. Dabei hatte der arme Tropf bereits im Vorfeld 1700 Franken hingeblättert. Und: Während der Freier schlummerte, belasteten die Dirnen die Kreditkarte mit weiteren 2000 Franken.
Ob «Sämi» von diesem Vorgehen wusste, ist offen. «Das Verfahren gegen Herrn Y. ist noch nicht abgeschlossen», sagt Staatsanwalt Pascal Lüthi. «Es wird untersucht, ob er mit den Raubtatbeständen zum Nachteil von Chilli’s-Gästen strafrechtlich zu tun hatte.»
Gegenüber BLICK bestreitet «Sämi» jede Schuld: «Weder Paula noch eine der 18 weiteren Frauen haben mich belastet. Alle sagten, ich hätte nichts gewusst.» Die 20-Prozent-Provision erklärt er so: «Alles normal. Das waren Kreditkartengebühren, Mehrwertsteuer und meine Kommission.»