Streit mit Patient eskaliert
Innerschweizer Ärztin stellt private Mails und SMS in Rechnung

Eine Ärztin stellt Mails, SMS und Telefonate in Rechnung, obwohl die kaum einen medizinischen Inhalt hatten. Bis sich der Patient beschwert.
Publiziert: 15.11.2024 um 10:16 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2024 um 10:18 Uhr
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Eine Ärztin verrechnete private Mails und SMS mit einem Patienten als ärztliche Leistung. (Symbolbild)
Foto: Shutterstock

Auf einen Blick

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Peter Johannes Meier
Beobachter

Er war zunächst erstaunt, dann empört über die Rechnung der Krankenkasse. Seine Hausärztin hatte über Monate hinweg Mails, SMS und Telefonate verrechnet. «Sie drehten sich hauptsächlich um meine allgemeine private Lebenssituation, etwa meine Wohnungssuche», sagt Martin Huber, dessen Namen wir geändert haben. So schrieb die Ärztin nach einer zweistündigen Konsultation: «Meine therapeutische Intervention ist heute wie so oft einfach das Zuhören, damit er sich wahrgenommen und verstanden fühlt.»

«Mit der Leistung der Ärztin sehr unzufrieden»

In den Mails, die dem Beobachter vorliegen, ging es auch um die langwierige Auflösung des Arzt-Patienten-Verhältnisses und die Zustellung der Patientengeschichte. Huber hatte das wiederholt verlangt. «Ich war mit der fachlichen Leistung der Ärztin sehr unzufrieden. Zudem bin ich nach Zürich umgezogen, wodurch sich weitere Termine in der Zentralschweiz erübrigten.»

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In der Innerschweiz hatte Huber eine schwierige Zeit durchgemacht: Er war arbeitslos, ausgesteuert, auf Wohnungssuche und oft krank. Von der Ärztin erhoffte er sich kompetente medizinische Betreuung. «Mit der Zeit wurde mir aber bewusst, dass viel über Privates gschpröchlet wurde. Das Medizinische kam dagegen viel zu kurz», so Huber.

Unter anderem habe er vergeblich auf eine Überweisung zu einem Hautspezialisten gewartet, obwohl er vor einigen Jahren wegen eines Melanoms behandelt worden sei.

Fantasietermin verrechnet?

Auf ein umfassendes Patientendossier wartet Huber bis heute. Die Ärztin schrieb ihm, sie erstelle Berichte in der Regel gemeinsam mit dem Patienten und wollte einen zweistündigen Termin vereinbaren. Ein solches Vorgehen ist zumindest sehr unüblich, Huber lehnte ein weiteres Treffen ab. Erst nach Monaten erhielt er eine rudimentäre Auflistung von Telefongesprächen, SMS, Mails und Terminen mit sehr persönlichen Bemerkungen der Ärztin. Sie schrieb, dass es sich «nicht um einen offiziellen Bericht handelt, zum Beispiel für andere Ärzte».

Neben den fragwürdigen Telefonaten, Mails und SMS sind auch zwei Arzttermine umstritten. In einem Fall will der Patient gar nicht in der Praxis gewesen sein, sondern in Zürich. Dafür hat er auch Zeugen. Im anderen Fall habe er den Termin rechtzeitig abgesagt, was die Ärztin anders sieht.

Krankenkasse weist Rechnungen ab

Mehrfach beschwerte sich Huber bei seiner Krankenkasse, der Ombudsstelle und der Gesundheitsdirektion über die Ärztin. «Entweder sah man sich nicht zuständig oder verneinte die Möglichkeit, etwas zu unternehmen.» Damit teilt er die Erfahrung vieler Patienten, die sich gegen fragwürdige Abrechnungen wehren.

In Hubers Fall wurde die Krankenkasse nach einer weiteren Beschwerde doch noch aktiv: Sie überprüfte die Abrechnungen über eine Periode von vier Monaten. «Es ist kaum eine medizinische Behandlung ersichtlich», hält sie in einem Schreiben an die Ärztin fest. Thematisch gehe es «fast ausschliesslich um soziale Indikationen», wofür allenfalls Sozialarbeiter zuständig seien. Und: «Solche Leistungen können der Krankenversicherung nicht in Rechnung gestellt werden.»

Ärztin will rechtlich abklären

Die Kasse wies fast alle Rechnungen der überprüften Periode ab. Die Ärztin will jetzt rechtlich abklären, ob sie die Leistungen doch noch verrechnen kann.

Im Abrechnungssystem Tarmed gibt es keine speziellen Positionen für Mails oder SMS. Eine Verrechnung ist als «telefonische Konsultation» aber möglich, sofern die Kommunikation mit einer «medizinischen Beratung oder Diagnose» verbunden ist. Das konnte die Krankenkasse in diesem Fall offenbar nicht erkennen.

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