Eine geköpfte Rottanne und eine bis auf die Stämme rasierte Thuja-Hecke – im Villenviertel von Adligenswil LU herrscht Nachbarschaftskrieg. «Die Nachbarn schnitten mir die Hecke ab», erzählt Christoph Baumann (48) aufgebracht. Der IT-Fachmann bezog 2009 sein Einfamilienhaus. Sein Grundstück ist das kleinste im Quartier. Anfangs gab es keine Probleme mit den Nachbarn, doch jetzt liegt Baumann mit dreien im Clinch, kommuniziert mit ihnen meist nur per eingeschriebenen Brief, aufgesetzt vom Anwalt. Baumann wandte sich an den BLICK, weil «die abstruse Geschichte an die Öffentlichkeit muss».
Das aktuelle Gefecht dreht sich um eine Birke sowie eine Thuja-Hecke, die auf der Grundstücksgrenze wächst. «Der Streit begann im April 2014, nachdem sich der Herr Nachbar einen Robotermäher gekauft hatte», erzählt Baumann. «Die Maschine kommt leider mit den Birkenblättern, die manchmal auf seinem Grundstück landen, nicht zurecht. Darum sollen wir den schönen Baum vernichten», sagt Baumann. «Das liess ich nicht kampflos zu.» Am liebsten würde er alle seine Bäume wachsen lassen, wie sie halt wachsen. «Mir gefallen hohe Bäume.»
Vor dem Friedensrichter stritten sich die beiden Parteien um jeden Zentimeter. Nach einem Vergleich Ende Mai 2015 schliesslich die Lösung: Die Birke muss von zehn Metern auf sechs Meter zurückgeschnitten werden. Und zwar jeden September. Ausserdem soll die Thuja-Hecke um mehr als die Hälfte schrumpfen. Sie wirft zu viel Schatten auf das Areal des Nachbarn, ihre Blätter ragen zu ihm hinüber.
Während die Birke gleich gekürzt wurde, ist die Hecke erst jetzt dran. Grund für die Verzögerung: Baumann schaltete die Vogelwarte Sempach ein. «Denn in der Hecke brüteten Vögel.» Trotzdem hat der Nachbar letztes Wochenende mit dem Rückschnitt begonnen. Es knattern im Villenviertel also wieder die Motorsägen.
Geköpfte Bäume auch auf der anderen Seite. Nach dem Streit mit dem Besitzer eines zweiten Nachbargrundstücks, einem Hoteldirektor, ordnete ein Friedensrichter im Mai 2014 an, dass eine Rottanne auf der Höhe von vier Metern geköpft wird – weil sie dem Nachbarn die Sicht versperrte. Zusätzlich musste ein Kirschbaum dran glauben, weil seine Früchte Flecken auf den neuen Granitplatten des Hoteldirektors hinterliessen.
Nun plant Christoph Baumann Rache für seine gestutzten Bäume und die Hecke: «Auf die eine Hausseite werde ich eine Allee von Birken pflanzen – in Töpfen, das ist rechtlich nicht anfechtbar.»
Christoph Baumanns Nachbarn wollten sich zu den Auseinandersetzungen nur anonym im BLICK äussern. Der Besitzer des Roboterrasenmähers sagt: «Wir hatten Frieden, bis der Neue kam. Wenn ein Baum eines Nachbarn störte, wurde der gefällt. Da nahm man noch Rücksicht.»