Strassenposse im Zürcher Unterland
Freie Fahrt für Kröten!

Dreizehn involvierte Parteien streiten sich um die Eigentalstrasse im Zürcher Unterland. Die Naturschützer wollen den Kröten zuliebe eine komplette Strassensperre. Der Oberembracher Gemeindepräsident Bernhard Haas dagegen, will eine Öffnung, auch für Lastwagen.
Publiziert: 03.02.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:32 Uhr
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Die Eigentalstrasse ist seit zwei Jahren gesperrt – und voller Schlaglöcher.
Foto: Nicolas Y. Aebi
Von Romina Lenzlinger

Im Zürcher Unterland verkommt der Streit um eine Strasse zur Satire. Involviert sind drei Gemeinden, Anwohner, Lastwagenlobby und Naturschützer. Die Eigentalstrasse führt mitten durch ein national geschütztes Moorgebiet und ist im Frühling Durchgangsweg für wandernde Amphibien.

Die Strasse ist aber auch wichtige Verkehrsverbindung zwischen dem Zürcher Unter- und Oberland. Im Januar 2013 liessen Kloten, Nürensdorf und Ober­embrach die Strasse wegen Belagsschäden sperren. Bis heute gilt das Fahrverbot – weil sich die Parteien in den Haaren liegen.

Auch saniert wurde nichts. Der Belag ist mittlerweile von Schlaglöchern übersät.

Betroffen sind die Anwohner. Sie leiden unter Schleichverkehr, der sich durch ihre Wohnquartiere, aber auch Feld- und Wanderwege zieht. Für Michael Welz (47), Bürgervertreter, Landwirt, Kantonsrat und Vorsitzender des Komitee pro Eigental, ist das unzumutbar:

«Das Volk wird übelst veräppelt – das Eigental ist eine Erfolgs­geschichte. Dort gibt es über 1000 Tier- und Pflanzenarten. Trotz Strasse. Darum fordern wir die sofortige Öffnung.» Er befürchtet Signalwirkung für die ganze Schweiz, sollte sich der Naturschutz durchsetzen.

Welz ist Teil des runden Tisches, den Kloten im Vorjahr ins Leben rief. Die erste Sitzung fand im Dezember 2014 statt, die nächste folgt am 6. März.

Einig ist man sich überhaupt nicht. Doch die Mitglieder vereinbarten Stillschweigen. Die BLICK-Recherchen zeigen aber: Die Situation ist verfahrener als je zuvor. Statt eine Lösung zu finden, schieben sich die 13 involvierten Parteien gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Und alle beharren auf ihren Rechten.

Nürensdorf und Kloten machen sich für eine Sanierung und rasche Wiederöffnung der Strasse stark – allerdings mit Einschränkungen zugunsten des Naturschutzes.

Strassentunnels für die Kröten und Frösche

Zur Debatte stehen aber auch Strassentunnels für die Kröten und Frösche, eine Temporeduktion, ausgeweitete Sperrzeiten und ein Lastwagenverbot. «Viel Spielraum bleibt uns aber von Gesetzes wegen nicht», sagt Nürensdorfs Gemeindeschreiber Heinz Stauch (63), der sich seit Jahren mit der Causa Eigental beschäftigt.

Von einem Tunnel für Amphibien wollen vier der fünf Naturschutzverbände nichts wissen, wie Thomas Kuske (43), Geschäftsführer von Bird Life Zürich sagt.

«Solche Tunnels sind aus Moorschutzgründen unzulässig. Zudem würden die Frösche nicht freiwillig durch – es bräuchte Leitwerke. Die wiederum würden zur Falle für andere Kleintiere.»

Die Naturschützer sind deshalb für eine Strassensperre, auch zugunsten eines Naherholungsgebietes. «Ein Veloweg wäre unser Kompromissvorschlag.» Doch von einem Kompromiss sind die Streithähne weit entfernt.

Besonders Oberembrach bleibt stur. Laut Gemeindepräsident Bernhard Haas (67) ist die Eigentalstrasse «eminent wichtig für das Gewerbe und den Berufsverkehr.

Sie muss so rasch wie möglich geöffnet werden, auch für Lastwagen». Ohne Einigung bleibt nur der Weg ans Bundesgericht. Bis dahin, immerhin darin sind sich alle Beteiligten einig, würden wegen der Fristen mindestens zwei weitere Jahre verstreichen.

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