Sternen-Jäger Thomas Grau
Wieviel ist der Meteorit wert?

Der deutsche Meteoritenjäger Thomas Grau (43) vom European Research Center for Fireballs and Meteorites (ERFM) erklärt, warum die Suche nach dem Schweizer Meteor nicht zwingend erfolgreich sein muss.
Publiziert: 16.03.2015 um 18:40 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 01:25 Uhr
Die Bündner Sternwarte hat den Meteor gefilmt.
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:Bündner Sternwarte hat Meteor gefilmt!
Von Emanuel Gisi

Thomas Grau, Sie suchen in ganz Europa nach Meteoriten. Wann kommen Sie in die Schweiz, um nach dem Feuerball von Sonntagabend zu suchen?
Grau: Im Moment bringt das noch gar nichts. Jetzt geht es darum, erst einmal die Fakten zu sammeln und zu sehen, was wir wirklich wissen.

Was weiss man denn schon über den Meteor?
Noch fast gar nichts. Es ist noch nicht einmal klar, ob es wirklich einen Einschlag gegeben hat. Das kann nach aktuellem Stand niemand auf der Welt sagen. Geschweige denn, wo man suchen müsste.

Im Moment warten Sie also einfach ab?
Ja. Heute bin ich eigentlich noch gar nicht zum Arbeiten gekommen, sondern habe vor allem Medienanfragen beantwortet. Mit dem konkreten Fall kann man sich zu diesem frühen Zeitpunkt eigentlich noch nicht befassen.

Wann ist denn der richtige Moment, um mit der Suche zu beginnen?
Sobald man das Suchgebiet seriös eingrenzen kann. Und dann gibt es auch noch andere Faktoren: In diesem Fall kann es ja sein, dass sich die Einschlagsstelle im Hochgebirge befindet. Da liegt jetzt Schnee, das macht die Suche fast unmöglich. Manchmal muss man einfach warten. Und im Moment wissen wir ja auch gar noch nicht, wonach man suchen muss. Ob es kiloschwere Brocken sind oder kleine Splitter. Das ist alles noch unklar.

Sie hatten 2002 in Neuschwanstein ihren ersten grossen Fund. Welches war Ihr bis anhin wichtigster?
Wissenschaftlich gesehen ist der Fall klar. 2009 habe ich auf der Insel Lolland in Dänemark Material von einem Ostsee-Boliden gefunden. Dieser sehr ursprüngliche Meteorit war von der Konsistenz her wie gepresster Sand. Das war für die Forscher der interessanteste Fund.

Lohnt sich so ein Fund auch finanziell?
Das ist sehr unterschiedlich, es kommt tatsächlich darauf an, was man findet – und wie viel davon. Wenn Sie an den Meteorit von 2013 in Tscheljabinsk denken: Da werden derzeit Brocken für 10 Euro verkauft, weil es schlicht zu viel davon gibt. Bei dem Fund in Dänemark gabs dagegen am Ende pro Gramm etwa 1000 Euro vom Staat. Ich habe damals allerdings auch nur ein paar Dutzend Gramm gefunden.

Wie gut sind die Chancen, dass Sie oder jemand anders in der Schweiz etwas findet?
Das kann man zum heutigen Zeitpunkt wirklich nicht seriös sagen. Klar ist: Der Aufwand wird ziemlich gross. Um schon nur einen Quadratkilometer abzusuchen, muss man extrem viel auf sich nehmen. Mit dem Gelände habe ich 2008 schon Bekanntschaft gemacht, als ich im Glarnerland nach einem Meteoriten suchte. Da musste ich am Ende mit leeren Händen wieder abziehen.

Wie oft finden Sie, wonach Sie suchen?
Eine genaue Erfolgsquote kann ich Ihnen nicht sagen, manchmal findet man dreimal im Jahr etwas, dann erst wieder nach fünf Jahren. Aber sie liegt sicher unter 50 Prozent.

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