«Man kann mit einem Klick das Wochenende buchen»
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300-Millionen-Projekt:«Man kann mit einem Klick das Wochenende buchen»

Stefano Artioli – vom Metallbauer zum Immo-König
«Mut zum Risiko gehört zum Erfolg»

In 22 Jahren schaffte es der gelernte Metallbauer zu einem der erfolgreichsten Immobilienunternehmer der Südschweiz. Blick sprach mit Stefano Artioli über sein Erfolgsrezept, seine Leidenschaft und sein Privatleben.
Publiziert: 26.12.2022 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 26.12.2022 um 10:15 Uhr
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Stefano Artioli (62) in der Zentrale der Artisa Group. Der Tessiner hat seinem Sohn Alain die Präsidentschaft der Gruppe in Manno TI übergeben. Er selbst bleibt Vizepräsident.
Foto: zVg

Es sind spektakuläre Ladenhüter. Über 16 Jahre ist das Grand Hotel in Locarno TI geschlossen. Die einst historische Nobelherberge verkommt zum Lost Place. Am San-Bernardino-Pass stehen die Skianlagen still. Ein Hotel nach dem anderen macht dicht. Der Südbündner Ort San Bernardino verschwindet von der Landkarte beliebter Schweizer Wintersportdestinationen.

Verzweifelt werden Geldgeber gesucht. Interessenten aber springen immer wieder ab. Zu teuer, zu kompliziert, zu wagemutig. Doch seit 2021 ist alles anders. Stefano Artioli (62) kauft erst das Grand Hotel, dann halb San Bernardino. Seine Visionen begeistern. Und das Geld fliesst wie aus dem magischen Füllhorn.

Denn der Tessiner Unternehmen zahlt keinen symbolischen Franken, wie oft üblich bei Pleite-Objekten. Er akzeptiert den vollen Preis – und will ein Vielfaches hineinpumpen. Beim Grand Hotel sind es 80 Millionen, in San Bernardino bis zu 300 Millionen Franken.

Mit Seniorenresidenzen das erste grosse Geld gemacht

Wer ist Stefano Artioli und was treibt ihn zu solchen Risiken? In einem offenen Gespräch mit Blick erzählt der neue Immo-König von seinem Leben. «Mein Vater hatte ein Stahlbauunternehmen. Ich trat sehr früh ins Geschäft ein. Also lernte ich Metallbauer». Stefano Artioli will Geld verdienen. «Das habe ich früh erkannt», sagt er. Und er hat Visionen.

Mit 40 steigt Artioli ins Immobiliengeschäft ein. Er kauft seinem Vater den Betrieb ab und erwirbt zwei zusätzliche Firmen. Gehaftet wird mit dem Privatvermögen. So entsteht die Artisa Group. Artioli baut luxuriöse Seniorenresidenzen, vermietet sie an die Tertianum AG. Der erste grosse Erfolg. Sein Microliving-Konzept macht ihn berühmt: die City-Pop-Apartments, übers Smartphone verwaltete modern eingerichtete Mini-Wohnungen. Über 1000 wurden bereits in der Schweiz, in Deutschland, Frankreich, Italien und Tschechien gebaut.

Die Artisa Group hat 135 Beschäftigte und acht Büros in ganz Europa. Sie besitzt heute Immobilien im Wert von 535 Millionen Franken und rund 42'000 Quadratmeter an realisierten Gewerbe- und Verwaltungsflächen. Der Umsatz liegt bei 275 Millionen und das Eigenkapital bei 170 Millionen Franken. Die neuen Projekte Grand Hotel und San Bernardino werden aus dem sogenannten «Family Office» finanziert, also aus dem Vermögen der Familie. «Sie machen mir einfach Spass», sagt Stefano Artioli. Der Mut zum Risiko gehöre zum Geschäft, «wer von Beginn an nur Probleme sieht, der ist blockiert». Ein Zocker sei er dennoch nicht.

Keine Turbulenzen im Privatleben

Seine Visionen seien gut durchdacht. «Ich habe das Business auf der Strasse gelernt, kenne mich mittlerweile in allen Bereichen aus», sagt Stefano Artioli weiter. Er habe viel von seinem Vater gelernt. «Du musst als erster auf der Arbeit sein und als letzter gehen. Mein Vater hat auf der Baustelle mit angepackt, direkten Kontakt zu seinen Mitarbeitern gepflegt», sagt der heutige Immo-König. «Ich habe gelernt, die richtigen Leute einzusetzen.» Und, so betont der Tessiner Unternehmer, «ich habe auch immer Glück gehabt.»

Privat leistet sich der Selfmade-Mann keine Turbulenzen. Er ist seit 37 Jahren verheiratet und hat einen Sohn. «Gradlinigkeit im Privatleben gehört auch zum Erfolgsrezept eines Geschäftsmannes», sagt Stefano Artioli. Und sein Sohn führt das Imperium weiter. Schon heute ist Alain Artioli (36) Präsident der Artisa Group. Stefano Artioli bleibt Vizepräsident. Er hat nun mehr Zeit für seine Steckenpferde: gutes Essen, schnelle Autos und Lost Places.

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