Stefan Junger (52) ist reformierter Pfarrer im Tarnanzug. Als Chef der Armeeseelsorge ist er verantwortlich für rund 170 Seelsorger, die für mindestens zehn Tage pro Jahr ihre Kirche gegen eine Kaserne eintauschen. Sie haben neben der Theologie eine militärische Grundausbildung absolviert. Und stehen den Soldaten mit Rat und Tat zur Seite. Während der Corona-Krise sind die Pfarrer besonders gefordert, erklärt Junger, als ihn BLICK auf dem Waffenplatz in Thun BE trifft.
Hat das Coronavirus den Job als Armeeseelsorger verändert?
Stefan Junger: Ja, es hat für alle etwas verändert und damit auch für uns. In der Armeeseelsorge hatten wir eine Teilmobilisierung, wie der Rest der Armee auch. Wir spüren die Situation hautnah. Wir merken auch, dass wir mehr Anfragen bekommen.
Welche Themen beschäftigen die Leute?
Viele sind von jetzt auf sofort aufgeboten worden, mussten Job und Familie zurücklassen. Kranke Eltern und Probleme im Beruf. Niemand weiss, wie es mit der Corona-Krise weitergeht, wie lange das andauert. Und ob irgendwann wieder Urlaube gewährt werden, auch das ist ein grosses Thema.
Das klingt mehr nach Sorgenonkel als nach Pfarrer.
Das ist doch etwas Schönes, der Sorgenonkel zu sein! Wir müssen alle Aspekte des menschlichen Daseins abdecken. Darum arbeiten wir auch im Netzwerk aus Armeeseelsorge, wo ich verantwortlich bin, dem Psychologisch-Pädagogischen Dienst und dem Sozialdienst der Armee, wenn es etwa um finanzielle Fragen geht. So wissen wir, wo die Sorgen und Nöte in der Truppe sind.
Wie geht Seelsorge mit Social Distancing?
Das ist eine Schwierigkeit. Wobei Social Distancing eigentlich ein falscher Begriff ist. Es geht eher um körperliche als soziale Distanz. Man kann einander auch mit zwei Meter Abstand sozial nah sein. Aber die Hand auf die Schulter legen, das geht natürlich nicht mehr.
Ein Pfarrer mit Waffe und Tarnanzug. Ist das kein Widerspruch?
Ein Armeeseelsorger hat die Aufgabe, mit der Truppe zu leben. So sind wir Teil davon und kommen nicht von aussen mit schön geputzten Schuhen eingeflogen. Dort zu sein, wo die Leute sind, ist für mich als Pfarrer kein Widerspruch. Ich bin im Herzen Pazifist, wie hoffentlich alle Schweizer Bürgerinnen und Bürger. Man muss dabei auch sehen: Die Armee hilft uns, Krisen zu überstehen – die Corona-Krise zum Beispiel.
Der Lockdown kostet jeden Tag Unsummen, rettet dafür Leben. Der Druck der Wirtschaft, die Geschäfte zu öffnen, wird grösser. Ein bekannter Ökonom sagte dazu: «Der Wert eines Menschenlebens ist nicht unendlich gross.» Was sagen Sie als Pfarrer zu diesem Dilemma?
Es ist klar, dass man sich als Gesellschaft mit dieser Frage auseinandersetzen muss, ich als Seelsorger muss das aber nicht. Vielleicht ist das ein bisschen feige von mir. Ich kann aber grundsätzlich sagen: Für mich ist das Leben unendlich wertvoll. Alles andere ist hoch problematisch.
Falls sich die Situation verschlimmert, muss vielleicht wirklich entschieden werden, wer ein Atemgerät bekommt und wer nicht. Eine Riesenbelastung für die Truppe an der Front, auch wenn die Entscheidung andere treffen. Haben Sie sich als Seelsorger auf solche Szenarien vorbereitet?
Ja, so gut wir können. Aber Sie merken an meinem Zögern: Es ist sehr schwierig. Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Aber wir haben uns gedanklich auf diese Szenarien vorbereitet. Wir haben die Leute im Feld ausgebildet und haben einen möglichst direkten Draht. Man kann sich aber immer nur ein Stück weit auf Krisen vorbereiten. Am Schluss ist die Realität immer eine andere.
Hier wären wir dann beim Gottvertrauen angekommen. Warum ist das Wort Gott während des Interviews übrigens nie gefallen?
Weil Sie mich nicht danach gefragt haben! Die Armeeseelsorge setzt die Religiosität nicht von sich aus in den Fokus, sondern holt die Leute dort ab, wo sie sind. Das Bedürfnis innezuhalten, nachdenklich zu sein, ist bei den jungen Leuten aber eindeutig vorhanden.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.
Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.
Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:
Hygienemassnahmen
- Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
- Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
- Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.
Kontakt minimieren
- Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
- Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
- 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
- Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
-
Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.
Informiert bleiben
- An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch
Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:
Hygienemassnahmen
- Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
- Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
- Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.
Kontakt minimieren
- Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
- Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
- 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
- Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
-
Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.
Informiert bleiben
- An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch