Insgesamt wurden 492 Personen beraten und begleitet, wie das Netzwerk Plateforme Traite am Dienstag mitteilte. In ihm sind vier Fachstellen zusammengeschlossen.
Die Statistik wurde 2019 zum ersten Mal erhoben. Damals lag die Zahl der neu identifizierten Opfer noch bei 142. Die Plateforme Traite führte die Zunahme in ihrem Communiqué zum einen darauf zurück, dass die Problematik bekannter geworden sei. Man sensibilisiere gezielt Mitarbeitende im Asylwesen, bei der Polizei und im Sozial- und Gesundheitsbereich.
Die Zunahme bei den Beratungen könne aber auch darauf hinweisen, dass es mehr Menschenhandel gebe, warnte die Organisation. Durch die Pandemie hätten sich mehr Menschen in einer wirtschaftlich prekären Situation befunden, was Ausbeutung begünstige. Zugleich gebe es für wenig qualifizierte Personen immer weniger Möglichkeiten, legal in die Schweiz einzuwandern.
81 Prozent der von Menschenhandel Betroffenen waren den Angaben zufolge Frauen. Die wichtigsten Herkunftsländer von Opfern waren Nigeria, Brasilien, Rumänien und Ungarn. 40 Prozent der Opfer stammten aus afrikanischen Ländern, 30 Prozent aus europäischen, der Rest aus Asien und Lateinamerika.
Das Sexgewerbe spielt nach wie vor eine Hauptrolle: Rund zwei Drittel der neu identifizierten Opfer von Menschenhandel wurden sexuell ausgebeutet. Die anderen Betroffenen seien unter anderem als Arbeitskräfte in Haushalten, in der Gastronomie oder auf dem Bau ausgebeutet oder zum Betteln oder Stehlen gezwungen worden, hiess es.
Die Plateforme Traite legte die Zahlen anlässlich des europäischen Tags gegen Menschenhandel am Dienstag vor. Sie wies darauf hin, dass die Zahlen kantonal sehr unterschiedlich seien. Es brauche deshalb überall spezialisierte Strukturen, um Opfer zu schützen, forderte sie.
In der Plateforme Traite arbeiten vier Organisationen zusammen: Astrée mit Sitz in Lausanne, CSP Genève, Mayday SOS Ticino sowie die FIZ Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration aus Zürich.
(SDA)
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