Herr Platzer, immer mehr Gäste essen ennet der Grenze. Finden Sie solchen Gastro-Tourismus verwerflich?
Casimir Platzer: Den Fehler beim Gast zu suchen, ist falsch. Wenn ein Schnitzel bei uns 20 Franken kostet und ennet der Grenze nur die Hälfte, ist die Versuchung gross. Es reicht nicht, dem Kunden zu sagen, er müsse loyaler sein. Das allein löst unser Problem nicht.
Was schlagen Sie vor?
Es muss vor allem auf politischer Ebene angesetzt werden. Wir brauchen endlich faire Preise und Beschaffungsfreiheit. Schweizer Betriebe zahlen für ihre Produkte und Leistungen oft weitaus mehr als ihre Mitbewerber im Ausland. Viele Lieferanten und Konzerne verlangen ungerechtfertigte «Schweiz-Zuschläge» und schöpfen dadurch wesentliche Kaufkraft ab. So haben wir von vornherein keine Chance, wettbewerbsfähig zu sein. Das darf nicht sein, deshalb planen wir eine Volksinitiative.
Bis diese umgesetzt wird, dauert es Jahre.
Bis dahin müssen die gastgewerblichen Unternehmer weiter kämpfen. Der Spielraum ist eng. Bei der Qualität kann man sich immer noch verbessern. Innovative Angebote sind gefragt. Die Gäste sind bereit, für Mehrwert und -nutzen auch mehr zu bezahlen. Besondere Freundlichkeit ist ein wichtiger Wert. Doch leider nützt auch das schönste Lächeln wenig, wenn man einen Kaffee serviert, der 500 Meter nebenan weniger als die Hälfte kostet.
Beizer könnten auch ihre Preise an die Konkurrenz anpassen?
Bei den Gästen würde das wirken. Aber es ist faktisch unmöglich. Unsere Kosten für Waren und Personal sind doppelt so hoch wie jene der Konkurrenten im Ausland. Unsere Preise sind jetzt schon so knapp kalkuliert, dass nur die wenigsten Gastgeber Gewinn schreiben.
Das Beizensterben kostet Jobs. Wie viele sind betroffen?
Vor fünf Jahren stand der Franken noch bei 1,60 Euro. Seither gingen im Gastgewerbe 25 000 Arbeitsplätze verloren. Das ist beängstigend. Doch die Politik scheint dies nicht zu interessieren. In jeder anderen Branche wäre der Aufschrei enorm, wenn zehn Prozent der Angestellten ihre Arbeit verlieren. Das Beizensterben beeinträchtigt ja auch die zuliefernden Bäcker, Metzger, Bauern und viele mehr.
Wie geht es weiter mit der Schweizer Gastronomie?
Wenn der Franken bei der Parität zum Euro bleibt, wird sich das bestehende Problem nochmals massiv verschärfen. Zum Glück hatten wir vom Wetter her einen schönen Sommer. Das hat sich vielerorts positiv auf das Geschäft ausgewirkt. Vor dem nächsten Winter habe ich aber grossen Respekt. Das wird eine riesige Herausforderung.
Wie wollen Sie diese meistern?
Indem wir gemeinsam mit Lieferanten, Politikern und den Sozialpartnern nach Lösungen suchen. So kann es nicht weitergehen!
Sie wirken ratlos.
Die momentane Situation setzt der Branche zu. Aber wir werden kämpfen. Jeder Unternehmer muss über sich hinauswachsen.
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