TV-Eklat am Wochenende im SRF – und keiner bekam es mit! Bis jetzt ...
Das Schweizer Fernsehen strahlte am vergangenen Sonntag wie üblich die Sendung «Sonntagszeitung Standpunkte» aus. Die externe Redaktion des 50-minütigen Polittalks wählte ein aktuelles Thema, das schon oft behandelt wurde: das Rahmenabkommen mit der EU.
Wie üblich in der Runde dabei: Moderator Reto Brennwald und Publizist Markus Somm. Nach einer halben Stunde war Letzterer aber plötzlich verstimmt – für den TV-Zuschauer war jedoch nicht ersichtlich weshalb. Brennwald forderte Somm auf, etwas zum Thema zu sagen. Doch dem Basler Publizisten war die Lust vergangen. «Sie wollen nicht, dass ich rede. Das ist offensichtlich», entgegnete er. Brennwald: «Können wir diese Ebene verlassen, aber hallo.»
Am Schluss der Sendung dann Verwirrung pur: Noch während des Abspanns, und scheinbar ohne Vorwarnung, steht Somm auf und geht aus dem Studio.
Was war da los? Jetzt bringt die «Luzerner Zeitung» Licht ins Dunkel. Offenbar ist nach der Aufzeichnung des Polittalks eine Szene herausgeschnitten worden – «eine völlig ungewöhnliche Massnahme», wie die Zeitung kommentiert.
So kam es zum Streit
Die nicht gezeigte Szene soll sich ganz zum Anfang ereignet haben. Brennwald sagte demnach sinngemäss, dass er von Somm konstruktive Beiträge erwarte. Die letzte Sendung – die zur Coronakrise geführt wurde – habe zu einigen negativen Reaktionen geführt. Publizist Somm hatte offenbar keine Freude daran, von Moderator Brennwald zurechtgewiesen zu werden. Er entgegnete, dass er immer konstruktiv argumentiere. Dann soll sich der Disput hochgeschaukelt haben.
Offenbar war dieser Streit dem Moderator und seinem Team im Anschluss so peinlich, dass man die Szene gänzlich strich. Brennwald soll nach der Sendung eine Mail an die Diskussionsteilnehmer geschickt und den Vorgang erklärt haben. Seine Begründung: Die Szene sei herausgeschnitten worden, weil Markus Somm und er «keine gute Falle gemacht» hätten.
Christa Markwalder: «Habe ich noch nie erlebt»
FDP-Nationalrätin Christa Markwalder, die ebenfalls Gast war, hat dafür kein Verständnis. Gegenüber der «Luzerner Zeitung» sagt sie: «Dass ein Polittalk nachträglich bearbeitet wird, habe ich noch nie erlebt.» Ausgerechnet am Tag, an dem die Schweiz 50 Jahre Frauenstimmrecht gefeiert habe, hätten sich zwei Männer am Fernsehen einen peniblen Hahnenkampf geliefert. «Sollten sich je zwei Frauen in dieser Weise blamieren – schneidet das Fernsehen die Szene dann auch heraus?», fragt Markwalder.
Und wie geht es mit den Streithähnen weiter? Das scheint bislang noch niemand genau zu wissen. Als Somm das Studio am Sonntag verliess, drohte er Brennwald: «Du kannst dir einen anderen Stammgast suchen.» (nim)