Der erste Schnee ist gefallen, Weihnachten steht vor der Tür, die Schweiz beschäftigt sich mit den Winterferien: Bergdestinationen sind dank ihrer Skigebiete attraktiv. In die Städte jedoch zieht es Herrn und Frau Schweizer zur kalten Jahreszeit eher nicht.
Da bringen auch die Festtage keine frohe Botschaft. «Die Situation in den Städten ist dramatischer als befürchtet», sagt Andreas Züllig (61), Präsident von Hotelleriesuisse: «Noch tiefer kann das Buchungsniveau fast nicht sinken.» Der Winter gehört hier zur Nebensaison. City-Hotels leben zu dieser Jahreszeit von Weihnachtsveranstaltungen, Events und Kongressen. In Bern sorgen sie normalerweise für 75 Prozent der Übernachtungen, auch Luzern und Zürich sind darauf angewiesen. Doch mit Beginn der zweiten Welle wurden mehr und mehr Veranstaltungen abgesagt. Die ohnehin schwierige Situation der Stadthotellerie spitzt sich weiter zu.
Ein Drittel weniger Angestellte
Brigitte Heller (57) führt in Luzern zwei Stadthotels. Das Viersternehotel Monopol war im vergangenen Dezember zu 70 Prozent belegt. «Jetzt sind es noch zehn Prozent», so die Hoteldirektorin. Hinzu kommt: Die Zimmerpreise liegen in der Krise bis zur Hälfte niedriger. Im Dreisternehotel Alpina sieht es noch düsterer aus. Es ist lediglich zu zwei Prozent ausgelastet.
Eine der Konsequenzen: Gegenwärtig arbeitet in den Hotels ein Drittel weniger Angestellte als zu dieser Zeit üblich.
Bereits im Herbst hatte die Direktorin gegenüber SonntagsBlick eine schlechte Wintersaison vorhergesagt. Ihre Befürchtungen wurden übertroffen. Heller: «Es ist einfach nur traurig.»
«Massive Rückgänge»
Ihre Hotels sind keine Einzelfälle. Das zeigt eine Umfrage von Hotelleriesuisse, die Ende November durchgeführt wurde. 95 Prozent der befragten Stadthotels rechnen in den nächsten Monaten mit tieferen Einnahmen als 2019, mehr als die Hälfte der Hotels mit Entlassungen im nächsten Jahr. Auch das Konkursrisiko liegt mittlerweile deutlich höher als noch im September angenommen wurde.
Besserung ist nicht in Sicht. Niemand rechnet mehr mit Massen von ausländischen Wintergästen, erst recht nicht mit Erholung des Event- und Geschäftstourismus. Luzern Tourismus teilt mit: «Die Stadthotels werden auch während der nächsten Monate mit massiven Rückgängen rechnen müssen.» Bern und Zürich Tourismus prognostizieren eine ähnliche Entwicklung. Dies könnte vielen Betrieben den Todesstoss versetzen: «Die Reserven der Hotels sind mittlerweile aufgebraucht», sagt Hotelleriesuisse-Präsident Züllig. «Wir setzen die Hoffnung auf die Härtefallhilfen und zinslose Covid-Kredite.»