Staatsanwaltschaft schaltet sich ein
Kampf gegen gefälschte Covid-Zertifikate

In der Schweiz hat Reisezeit begonnen – trotz Corona. Komplett hürdenlos gehts dann aber doch nicht: Manche Länder verlangen für die Einreise einen negativen PCR-Test oder ein Covid-Zertifikat – inzwischen hat sich ein Schwarzmarkt mit Fälschungen gebildet.
Publiziert: 11.07.2021 um 17:32 Uhr
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Aktualisiert: 12.07.2021 um 21:47 Uhr
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Im Sommer verreisen viele Schweizer ins Ausland.
Foto: Keystone

Sonne, Strand und Meer – im Sommer zieht es die Schweizer in den Süden, gerne per Flugzeug. Der Flughafen Zürich läuft derzeit auf Hochbetrieb.

Doch ganz so problemlos wie vor der Pandemie läuft die Reise diesen Sommer nicht ab. So verlangen manche Länder für die Einreise eine Covid-Zertifikat. Damit wird die Impfung, eine Genesung oder ein negativer PCR-Test nachgewiesen.

Das Problem: Die PCR-Tests am Flughafen sind teuer, sie kosten teilweise mehr als der Flug selbst. Und die Impfbereitschaft in der Schweiz stagniert. Genau hier beginnt für Kriminelle ein lukratives Geschäft.

Schweiz: Preishammer! PCR-Tests kosten bis zu 380 Franken

Polizei schaltet Staatsanwaltschaft ein

Auf Telegram und im Darknet werden gefälschte Covid-Zertifikate verkauft. Diesem Geschäft wirkt jetzt die Staatsanwaltschaft Zürich entgegen, schreibt die «NZZ am Sonntag».

Denn: Gefälschte Zertifikate sind alles anderes als Kavaliersdelikte. Laut Staatsanwaltschaft handle es sich bei einer derartigen Fälschung um ein Urkundendelikt oder, je nach Konstellation, auch um Vermögens- oder weitere Delikte.

Fälschung für rund 220 Franken

Wie einfach es ist, an die Fälschungen zu kommen, zeigt ein Selbsttest eines NZZ-Journalisten: Via Telegram tritt er mit einem Anbieter in Kontakt. Die Person gibt an, Teil eines internationalen Netzwerkes zu sein, das mit professionellen Ärzten zusammenarbeitet.

Dem Journalisten wird ein Zertifikat angeboten, mit dem er ungehindert in die Ferien reisen kann. Die Abläufe sind professionalisiert. Die Fälschung soll schon innert weniger Stunden bereit sein. Kostenpunkt: rund 220 Franken.

Alles, was der Anbieter braucht, sind die Personalien des Journalisten, zwei Daten sowie der Ort, wo die Impfung stattgefunden haben soll. Um den Registrierungsprozess würden sich die Ärzte kümmern.

Schlussendlich lässt sich der Journalist jedoch nicht weiter auf den Deal ein und bekommt keine Fälschung. So bliebe offen, ob der Anbieter das System wirklich täuschen kann, heisst es weiter.

Zertifikat ist fälschungssicher, aber...

Laut dem Bundesamt für Informatik und Telekommunikation sei das Zertifikat jedoch fälschungssicher. Hackerangriffe habe es bislang auch nicht gegeben. Wie kommt es also, dass dennoch Fälschungen im Umlauf sind?

Eine mögliche Antwort liefert eine NZZ-Quelle: Bei den Fälschungen müssten autorisierte Personen ihre Hände im Spiel haben. Zum Beispiel Ärzte, die Zugriff auf das System haben. Mediziner, die dabei erwischt werden, drohen ihre Approbation zu verlieren.

Für die Urkundenfälschung wird aber nicht nur der Hersteller mit bis zu fünf Jahren Gefängnis gebüsst, sondern auch diejenige Person, welche die Fälschung verwendet.

Wenig Überführte, viel überfordertes Personal

Wie viele Fälschungen im Umlauf sind, ist nicht bekannt. Laut einer gut informierten Quelle wurden bisher allerdings nur sehr wenig Personen überführt, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Das liegt zum einen an den Kapazitäten und Kompetenzen. Die Angestellten an den Check-ins würden überrannt.

Zum andern drängt auch die Zeit: Die Prüfung der Dokumente sorgt nämlich für Warteschlangen von bis zu drei Stunden! Und dies, obwohl nur die nötigen Dokumente, die das Zielland verlangt, geprüft werden.

Laut einer Swissport-Sprecherin ist die Echtheitsprüfung der Zertifikate die Aufgabe der staatlichen Organe wie beispielsweise der Polizei oder Zollbehörden. Doch auch hier wird die Aufgabe weitergeschoben: Die Kantonspolizei sagt nämlich, dies sei Aufgabe der Airlines. (une)

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