Bruce Springsteen trat am Dienstag in Zürich auf. Rund 48’000 Fans feierten die US-amerikanischen Rock-Legende. Hautnah dabei sein wollte auch eine Familie aus Hofstetten bei Brienz BE.
Für sie hatte das Konzert eine ganz besondere Bedeutung. Denn: Der Ehemann und Vater der vierköpfigen Familie ist vor zwei Jahren verstorben – und war ein riesiger Springsteen-Fan. Seine Tochter Lara G.* erzählt Blick: «Er ist schon immer von Bruce begeistert gewesen, ist zu allen Konzerten gegangen und hatte jede CD. Wir sind damit aufgewachsen. An der Musik hängen viele Erinnerungen an unseren Vater.»
Es sollte ein ganz besonderes Erlebnis werden. Die drei Kinder und ihre Mutter wollten den Star hautnah erleben: «Bruce ist zuletzt 2016 in der Schweiz aufgetreten. Also haben wir die Chance ergriffen und extra Front-of-Stage-Tickets gekauft», so G. Dafür musste die Familie tief in die Tasche greifen. Die Tickets kosteten 300 Franken pro Person.
Der Traum platzt
Doch aus den guten Plätzen wurde nichts. Die Familie kaufte die Tickets nämlich über Alltickets. Der Verkäufer schickte der Familie jedoch nicht die bezahlten Tickets, sondern solche für reguläre Stehplätze – diese sind nur halb so teuer. «Die Tickets kamen wenige Tage vor dem Konzert an. Da ich nicht zu Hause war, merkte ich erst am Tag des Konzerts, dass sie falsch waren. Auch der Name auf den Tickets war falsch», erzählt G.
Sie versuchte, Alltickets zu kontaktieren – und scheiterte: «Ich habe niemanden erreicht, da Alltickets nur eine ungültige Nummer hat.» Auch vor Ort wollte niemand helfen, da die Tickets nicht vom Veranstalter ausgestellt worden waren: «Selbst als ich im Letzigrund den Bestellschein vorzeigte, auf dem mein Name und die vier Front-of-Stage Tickets ersichtlich waren, wurden wir eiskalt abgewiesen», so G.
600 Franken für die Katz
Insgesamt gingen G, ihren zwei Geschwistern und ihrer Mutter 600 Franken flöten. Doch das ist nicht das Schlimmste. Der Traum, dem Star ganz nahezukommen, war geplatzt. «Wir mussten schliesslich die Stehplätze nehmen. Wir waren traurig und wütend. Ein Jahr voller Vorfreude, Bruce ganz nah zu erleben, wurde zerstört», erzählt G.
Zumindest auf E-Mails antwortete der Anbieter – wenn auch 24 Stunden später. Alltickets bat der Familie alternative Tickets an – nachdem das Konzert bereits vorbei war. Zudem sagte man der Familie, man könne nur 50 Franken pro Ticket zurückzuzahlen.
Ticketverkäufer nimmt Stellung
Gegenüber Blick schiebt der Veranstalter die Schuld ab: «Um solche Situationen vorzubeugen, informieren wir unsere Kunden aktiv, die gelieferten Tickets unmittelbar nach Erhalt zu prüfen.»
Zudem erklärt Alltickets: «Unsere Preise richten sich nach dem Sekundärmarkt beziehungsweise unseren Einkaufspreisen. Die Preise übersteigen dann den aufgedruckten Preis, wenn Tickets über offizielle Kanäle nicht mehr verfügbar sind.» Die Differenz zu den Stehplätzen sei laut Alltickets zum Zeitpunkt des Kaufes nur 50 Franken gewesen, weshalb man nur diesen Betrag erstatten wollte. Ausserdem habe auf den Tickets der Name des Originalkäufers gestanden – was wohl kein Problem sei, da die Tickets nicht personengebunden waren.
Schliesslich entschuldigt Alltickets sich für den emotionalen Schaden und bietet der Familie dank Blick nun eine Rückzahlung von 80 Franken pro Ticket an. Hinzu kommt ein 100-Franken-Gutschein. Das sind immer noch rund 200 Franken weniger, als die Familie erwartet. (mrs)
*Name geändert
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