Sobald Vertrauen eine Rolle spielt oder erst entstehen muss, ziehen auch die «Digital Natives» weiterhin den persönlichen Kontakt vor. Bekanntschaften und das Flirten würden auch heute noch eher auf herkömmliche Art gepflegt, schreibt die Credit Suisse (CS) zum Jugendbarometer 2015.
Befragt wurden zwischen April und Juni 2015 je 1000 16- bis 25-Jährige in der Schweiz, in den USA, in Brasilien und in Singapur. Dabei wurden diesmal speziell Fragen zur Digitalisierung gestellt. Die Resultate zeigten eine «erstaunlich differenzierte» Haltung der «Digital Natives», schreibt die CS.
Obwohl diese Generation das Leben ohne Internet gar nicht kenne und viel Zeit online verbringe, sei die Jugend bei der Internetnutzung «äusserst heterogen». Je nach Dienstleistung, Transaktion oder Dienstleistung wähle sie auch heute noch den digitalen oder den analogen Weg.
In der Schweiz dominiert die Online-Abwicklung lediglich in drei Bereichen mehrheitlich: Beim Produktvergleich, der Stellensuche und beim Zahlungsverkehr ziehen knappe Mehrheiten eine Online-Lösung vor.
24 Prozent der Befragten wickeln jedoch den Zahlungsverkehr nach wie vor lieber am Bank- oder Postschalter ab. Wenn es um Anleitungen oder Lernen geht, beurteilt ein Drittel beide Kanäle als gleichwertig, 43 Prozent ziehen eine Online-Lernlösung vor.
Als überraschend bezeichnet es die CS, dass trotz starker Nutzung die «Digital Natives» dem Internet gegenüber nicht vorbehaltlos positiv gegenüberstehen. 79 Prozent der Jugendlichen in der Schweiz sehen Vorteile für sich persönlich, aber 66 Prozent sind sich nicht sicher, ob die immer grössere Vernetzung auch für die Gesellschaft gut ist.
Bei allen digitalen Themen spielt das soziale Netzwerk eine zentrale Rolle. Mehr als die Hälfte der Befragten finden gar, Facebook verändere die Welt. Erstaunlicherweise sei jedoch die Plattform für die Kommunikation nicht mehr so wichtig. Nur gerade 5 Prozent der Jugendlichen in der Schweiz gaben an, Facebook sei ihre wichtigste Informationsquelle. Dominierend sei WhatsApp, schreibt die CS.
Stark gesunken ist laut dem Jugendbarometer in den vergangenen fünf Jahren die Popularität des Fernsehens - von 80 auf 62 Prozent. Einen starken Anstieg verzeichne die Videoplattform YouTube, die in allen vier untersuchten Ländern als «in» gilt. Konstant beliebt geblieben ist seit 2010 das Radio.
Nach wie vor blicken die zwischen 1990 und 1999 Geborenen optimistisch nach vorne. 64 Prozent der Schweizer Jugendlichen beurteilen die Zukunft optimistisch. Einen so hohen Wert erreiche kein anderes Land, schreibt die CS.
Zugenommen haben dagegen die Sorgen rund um Ausländer und insbesondere um Flüchtlinge. 51 Prozent der Jugendlichen finden, Ausländer stellten das grösste Problem des Landes dar. 2010 waren es noch 44 Prozent, die diese Meinung vertraten.
Die Asylzahlen und das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer beschäftigten deutlich mehr junge Menschen in der Schweiz, heisst es im Jugendbarometer. Das Verhältnis von jungen Schweizern und jungen Ausländern werde von Jugendlichen verbreitet als angespannt wahrgenommen, obwohl die meisten von ihnen Ausländer im eigenen Freundeskreis hätten.