Fahrausweis weg, weil man zuvor Kaffee getrunken und Käse gegessen hat. Dieses Horrorszenario erlebte die Solothurnerin Ramona Tschannen (27), als sie im September während einer Polizeikontrolle einen Drogenschnelltest machte (BLICK berichtete). Das Ergebnis war positiv auf Schlafmittel und Amphetamine. Ein falsches Resultat, wie eine spätere Blut- und Urinkontrolle zeigte. Ähnlich erging es auch Adnan Mursula (34) bei einer Kontrolle in Solothurn. Sein «Vergehen»: Er hatte zu viel Red Bull getrunken.
«Wir werden das Vorgehen überprüfen»
Nun reagiert die Kantonspolizei Solothurn. «Im Laufe der nächsten Woche werden wir das Vorgehen überprüfen», sagt Sprecher Thomas Kummer. Er bestätigt den Vorfall von Ramona Tschannen: «Sie wurde bei einer Standortkontrolle angehalten.» Wegen ihrer glasigen Augen und der geringen Pupillenreaktion ordneten die Beamten den Schnelltest an. Gleichzeitig verteidigt Kummer die fragwürdigen Tests: «Fehlergebnisse sind die Ausnahme, nicht die Regel. 2016 wurden von uns rund 270 Fälle angezeigt, wo Autofahrer nachweislich unter Drogen standen.» Dennoch will die Kantonspolizei Solothurn jetzt Abklärungen mit anderen Kantonen treffen.
BLICK hat gestern beim Präsidenten der Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten der Schweiz (KKPKS), Stefan Blättler, nachgefragt, ob die Tests verboten werden. Aus «terminlichen Gründen» konnte Blättler nicht Stellung nehmen. Dafür stellt Kommunikationschefin Daniela Sigrist klar, «dass die Verantwortung zur Handhabung bei den einzelnen Korps liegt». Immerhin: Die Tests seien bereits in Fachgremien diskutiert worden.
Peinlich für den Beamten
Klartext spricht dagegen Max Hofmann, Sekretär vom Verband Schweizerischer Polizeibeamter. «Der Polizist im Einsatz kann sein Material nicht beeinflussen», sagt er. «Es ist wichtig, dass Drogenschnelltests möglichst zuverlässig sind.» Für ihn ist klar: «Ein falsches Ergebnis ist peinlich für den Beamten. Obwohl er selbst nichts dafür kann.»