So viele Jungstörche wie noch nie
Bald haben wir einen Baby-Boom!

Noch nie gab es so viel Storchenbabys in der Schweiz wie in diesem Jahr. Wieso es plötzlich so viel Nachwuchs hat und warum nicht alle Jungen überleben werden.
Publiziert: 28.06.2018 um 19:52 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2018 um 15:06 Uhr
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Auf 24 Nester verteilt rufen 58 Storchenbabys nach Essen und Aufmerksamkeit.
Foto: Zoo Basel
Johannes Hillig

Hoppla, was ist denn da los? Erwartet die Schweiz etwa einen Baby-Boom? Könnte man meinen. Genug Störche stehen dafür jedenfalls in den Startlöchern. Hunderte Jungvögel sitzen derzeit überall in der Schweiz in ihren Nestern – so viele wie noch nie! Zum Beispiel im Basler Zoo: Hier schlüpften 58 Küken. Absoluter Rekord! Zum Vergleich: 2016 waren es 43, letztes Jahr sogar nur 38 Junge.

Grund für das Storchen-Wunder: der milde Frühling. «Wenn es längere kalte und nasse Phasen im Frühjahr gibt, kann es passieren, dass die Jungen auskühlen und eine Lungenentzündung bekommen», sagt Tanja Dietrich vom Basel Zoo zu BLICK. Das bedeutet für einige Küken den Tod. Heisst: Dieses Jahr haben mehr Jungvögel das Frühjahr überlebt.

Wie viele Storchenbabys genau, ist noch nicht ganz klar. «Gerade werden noch die Jungvögel an verschiedenen Orten beringt. Endgültige Zahlen liegen also noch nicht vor», erklärt Bruno Gardelli von der Storchen- und Vogelpflegestation in Möhlin AG. Doch so viel verrät er schon: «Es sieht ganz nach einem Rekordjahr aus.»

Kaum geschlüpft, schon unterwegs

Lange werden die jungen Störche aber nicht in der Schweiz bleiben. Denn schon bald beginnt für sie ihre erste grosse Reise. Im August ziehen die Vögel Richtung Süden, um dort zu überwintern. Ein gefährliches Unterfangen, bei denen viele Störche ums Leben kommen. Schiesswütige Jäger, Unfälle mit Autos und Zügen und Probleme bei der Futtersuche sind nur einige Gefahren. Die Folge: «Ein Grossteil der Jungvögel wird das erste Jahr nicht überleben. Nur rund 20 Prozent werden nach der Überwinterung in die Schweiz zurückkommen», sagt Gardelli.

Nichtsdestotrotz wächst die Storchen-Population in der Schweiz. Und das obwohl es Mitte des 20. Jahrhunderts noch kaum Störche in der Schweiz gab. Umso glücklicher ist Gardelli über die jetzige Entwicklung. Dass es nun so viel Störche wie noch nie gibt, ist übrigens kein Problem. «Revierkämpfe gibt es kaum. Störche sind sehr soziale Tiere. In anderen Ländern, wie in Spanien zum Beispiel, brüten Hunderte gemeinsam an einem Platz.» 

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