Mit Abfallsäcken reparierte Fenster, abgewetzte Teppiche und muffiger Schimmel: Die BLICK zugespielten Bilder aus den Wohnungen über einem Langstrasse-Puff zeigen, wie prekär die Wohnsituation für Liebesdienerinnen ist. Während im Bereich, wo es sich die Freier gut gehen lassen, alles glänzt, müssen die Dirnen in Zürich unter menschenunwürdigen Bedingungen hausen.
Es handelt sich dabei nicht um einen Einzelfall, sagt Beatrice Bänninger, Geschäftsführerin der Zürcher Stadtmission, einer Beratungsstelle für Sexworkerinnen: «Mir tut es weh, wenn ich das sehe. Es ist das Ausnützen einer Notsituation. Immerhin haben diese Frauen ein Dach über dem Kopf. Trotzdem ist klar: Das kann nicht sein, das ist unhaltbar.»
Prostituierte wissen nicht, wie man sich wehrt
Die Wohnsituation im Rotlichtgewerbe habe sich zusehends verschärft, wie der «normale» Wohnungsmarkt auch. Viele Vermieter wollen prinzipiell nichts mit dem Gewerbe zu tun haben – und überall wird aufgewertet. Das Resultat ist eine Verknappung des Angebots. «Vermieter verlangen dann überhöhte Mietzinse für Kleinstzimmer in schlechtem Zustand», so Bänninger. Dazu kommt: Viele Prostituierte haben einen unsicheren Aufenthaltsstatus oder wissen schlicht nicht, wie man sich wehrt.
Schlechte Wohnungen für 7500 Franken
Richtig teuer wirds, wenn es bei den Zimmern nicht nur ums Wohnen geht, sondern darin auch angeschafft werden darf: Ein Studio «zur erotischen Nutzung» mit drei Zimmern in «Oberengstringen-Zürich» ist für 7500 Franken inseriert. In Zürich-Seebach gibt es drei Zimmer für 5000 Franken.
Die Zimmer auf den Ekelbildern, in denen neun Frauen hausen mussten, wurden nach einem Mieterwechsel renoviert. Im Kanton Zürich dürfte es aber noch einige solcher Grüselwohnungen geben, heisst es von der Stadtmission: «Bei unserer Nähschule kommt es immer wieder vor, dass Frauen zu Hause nicht nähen können – weil es nicht genug Platz für einen Tisch gibt.»