Das Drama passierte am 6. Oktober 2016. Nicole Schäfer (†14) aus Ziefen BL wollte auf einem Wanderweg im österreichischen Montafon einem Paar mit einem Hund Platz machen – und lehnte sich an ein Holzgeländer. Doch dieses brach ein. Nicole stürzte 18 Meter tief in den Tod. Vor den Augen ihrer Eltern Carolina (47) und Walter Schäfer (51) sowie ihrer Schwester Elisa (11).
Der Vater erzählte damals BLICK, wie er runterstieg, seine erstgeborene Tochter jedoch in seinen Armen starb. «Da starb auch ich», sagte Schäfer erschüttert. Er wusste schon da: «Wir wollen dafür kämpfen, dass nicht noch jemand so sterben muss.»
Anklage, aber Freispruch
Und heute, über 15 Monate später? «Ganz schlimm», sagt Schäfer zu BLICK. Zwei Angestellte der Vorarlberger Gemeinde, die für die Kontrolle des Zauns zuständig waren, seien «nach einem mühsamen Verfahren» zwar wegen fahrlässiger Tötung angeklagt worden.
Aber: «Am Dienstag gab es für sie vor dem Bezirksgericht in Bludenz einen Freispruch», so Nicoles Vater ungläubig. «Dabei war die oberste Latte des Geländers ja morsch und von Pilz befallen», ergänzt Nicoles Mutter.
Worte der Richterin wie Stiche ins Herz
Die Richterin sah es anders. «Als wäre dieser Gerichtstag nicht schon hart genug für uns gewesen, waren ihre Worte wie Stiche ins Herz», sagt Schäfer. «Sie sprach so, als gehe man generell beim Wandern eine Todesgefahr ein.»
Die Richterin habe Experten geglaubt, die sagten, die Beschuldigten hätten ihre Arbeit gewissenhaft gemacht. Zudem habe sie darauf hingewiesen, dass es keine Vorschriften gebe, wie Wege genau zu warten seien. Und: Diese könnten nicht ständig kontrolliert werden.
Die Schäfers kämpfen weiter
«Das heisst», so Pflegehelfer Schäfer, «jeder, der sich an einem Wanderweg-Geländer abstützt, muss damit rechnen, dass es einbricht?» Ob die österreichische Staatsanwaltschaft das Urteil weiterziehe, sei unklar.
Sicher ist, so Schäfer: «Wir werden jetzt zivilrechtlich gegen die Gemeinde vorgehen.» Sie würden vorher aber nochmals mit ihr reden. «Es geht uns ja nicht um eine Verurteilung. Sondern um die hohen Kosten, die uns das Verfahren gebracht hat. Wir wollen sie zumindest gedeckt haben.»
Kleiner Gedenkstein bisher abgelehnt
Klar, sagt Schäfer, «wir wissen, dass nichts unsere Nicole zurückbringt. Aber so etwas darf nie mehr passieren! Wir haben von den Angeklagten und der Gemeinde nicht einmal ein Kärtli der Anteilnahme erhalten».
Der Gipfel sei, so Altenbetreuerin Carolina Schäfer: «Wir hätten an der Unfallstelle gerne einen kleinen Gedenkstein für Nicole aufgestellt. Doch auch dies wurde uns verwehrt – laut Gemeinde, weil das Verfahren noch laufe.» Sie fragt: «Was ist das nur für eine Welt?»