So kämpfen Kantone gegen Macho-Kultur
Im Wallis sind Sex-Kurse für junge Flüchtlinge Pflicht

Manche Flüchtlinge sehen Frauen als reine Sex-Objekte ohne Rechte. Die Kantone Wallis und Genf versuchen mit Kursen Gegensteuer zu geben.
Publiziert: 11.01.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 13:08 Uhr
«Sie haben uns überall angefasst»
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Die Sex-Attacken von der Silvesternacht in Köln gehen vermutlich auf das Konto von Nordafrikanern. Für viele Beobachter ist klar: Die sexuellen Übergriffe sind Ausdruck eines Weltbilds, das jeglichen Respekt gegenüber Frauen vermissen lässt – und von einer Erziehung, bei der Sex Tabu ist. Die Folge: Die Migranten können mit unserer auf den ersten Blick sexuellen Freizügigkeit nicht umgehen und glauben, dass man sich nehmen kann, was man will.

Aus diesem Grund führte Norwegen Aufklärungskurse für Flüchtlinge ein. Die Basler SP-Politikerin Silvia Schenker will solche Kurse auch in der Schweiz einführen (BLICK berichtete).

In den Kanton Wallis und Genf gibt es bereits solche Kurse, wie die «NZZ» schreibt. Im Wallis müssen minderjährige Asylbewerber in den Sexualkunde-Unterricht, für erwachsene Migranten ist er freiwillig. «Die jugendlichen Männer sind unsicher, wie sie die legere Kleidung der Frauen hier deuten sollen», sagt Kursleiterin Jacqueline Fellay-Jordan. Sie bringt den Männer bei, dass die Kleidung nichts mit den Moralvorstellungen der Frau zu tun habe.

In Genf gibt es sogenannte Sensibilisierungs-Module für Neuankömmlinge, darin wird auch das Thema Kleidung im Zusammenhang mit den Rechten der Frau angesprochen. «Vor allem bei den Kursen auf Arabisch insistieren wir etwas mehr in dieser Hinsicht», sagt Françoise Michel vom «Hospice général», das in Genf für die Sozialhilfe zuständig ist.

Sexualtherapeutin: «Man muss den Tarif durchgeben»

In den anderen Kantonen ist das Thema Gleichstellung zum Teil Bestandteil der Integrationskurse. Eine einheitliche Regelung gibt es aber nicht. Laut Caritas, die vielerorts in der Integration tätig ist, besteht ein grundsätzliches Problem: «Es ist politisch unerwünscht, Asylsuchende zu integrieren, solange sie nicht als Flüchtlinge anerkannt sind», sagt Marianne Hochuli, Leiterin der Fachstelle Migrationspolitik, zur «NZZ».

Deshalb beschränken sich die Kurse vor allem auf rudimentäre Sprachkurse, in denen Fragen zur Kultur oder zur Stellung der Frau eher indirekt Erwähnung fänden.

Für die Sexualtherapeutin und Forensikerin Sefika Garibovic ist aber klar, dass mehr in diese Richtung passieren muss: «Es braucht dringend Spezialisten, die sich mit fremden Kulturen gut auskennen und Sexualmediziner, die mit den Männern arbeiten.» Man müsse ihnen den Tarif durchgeben und unmissverständlich die Umgangsformen in Europa beibringen. «Sie müssen lernen, mit ihrer Sexualität umzugehen und sie müssen lernen, wie man hier Frauen begegnet.» (sas)

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