Man weiss ja nie, was aufs Wochenende hin wieder verboten wird. Die gute Nachricht aber lautet: Weihnachten wird stattfinden. Irgendwie jedenfalls. Das ist eine der wenigen Gewissheiten, die auch im Seuchenjahr gelten. Wie besinnlich die Festtage allerdings wirklich werden, darüber schweigt sich der Bundesrat aus.
Bescherung 2020 geht dann möglicherweise so. Das Grosi von nebenan hat wissen lassen: «Liebe Nachbarn, damit Ihre Feierlichkeiten zum Jahresende gelingen, gebe ich hier die Tarife für mein Schweigen bekannt», so die Dame. Es folgen happige Preise, je nachdem wie viele (illegale) Gäste zusammenkommen, und die Bitte der Denunziantin, das Schweigegeld doch gleich in ihren Briefkasten zu werfen.
Das Grosi mit dem Feldstecher ist nur eine Collage, ein Witzchen, das derzeit auf Abertausenden Handys herumgeschickt wird: Galgenhumor in Seuchenzeiten.
Comeback der Waldweihnacht
Bescherung 2020 geht aber möglicherweise auch so. In der Krise zieht es die Schweizer in die Natur. Der Sommer führte zu Dichtestress in den Bergen, nun erlebt die Waldweihnacht ihr Revival. Der Forst bietet natürliche Vorzüge: Kaum Viren in der Luft, dafür viel Platz zum Nebenmann.
Pro Natura macht sich bereits Sorgen. Vor allem, «wenn solche Feiern im Wald zu einem Massenphänomen werden». Man begreift selbstverständlich das Bedürfnis der Bevölkerung nach Alternativen. Zur Sicherheit gibt man aber das kleine Einmaleins für Waldgänger durch: keine Kerzen an Bäumen. Schmücken lieber auch nicht. Weder Musik, Lärm oder Pyrotechnik. Vorsicht beim Feuermachen!
Jan Finklenburg (36) legt gleich noch ein Holzscheit nach, die Flammen lodern hoch, der grosse Mann lacht zufrieden. Es gibt Chili con Carne, zubereitet auf offener Flamme. Die Familie aus Bern feiert dieses Jahr draussen im Garten. Eine risikofreie Variante, gerade wenn drei Generationen dabei sind. «Just zehn Leute, genau wie erlaubt», erklärt Finklenburg lächelnd.
Endlich ist Weihnachten! Doch die Corona-Pandemie hält uns weiterhin in Atem und macht auch vor den Festtagen nicht Halt. Deshalb wollen wir von euch wissen, wie ihr in diesem besonderen Jahr feiert.
Trefft ihr euch statt wie sonst im heimischen Wohnzimmer ausnahmsweise im Freien? Schön dick und warm eingepackt am offenen Feuer und die Tanne im Garten dient als Weihnachtsbaum? Womöglich habt ihr euch, auch wenn es sich etwas merkwürdig anfühlt, dafür entschieden, alle einen Mundschutz zu tragen und einfach genügend Abstand zu halten? Oder aber, eure Familie lebt zu weit entfernt – also feiert ihr Weihnachten per Zoom-Meeting?
Schickt uns eure Fotos und Videos
Ganz egal, wie ungewöhnlich – wir wollen Fotos und Videos von eurem besonderen Corona-Weihnachten. Schickt uns direkt eure Beiträge via Leserreporter-Funktion in der Menüleiste der Blick App (iOS / Android) und schreibt gerne ein paar Zeilen dazu.
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Man arrangiert sich
Der Informatiker ist ein Mensch, der sich zu arrangieren weiss. Statt in der Beiz traf er seine Freunde im Advent einfach im Garten. «Man hat so auch schneller ausgetrunken», scherzt er. Frau Michèle (35), eine Ingenieurin, hat gerade andere Prioritäten, sie ist im neunten Monat. Die Töchter Aurélie (4) und Timea (2) freuen sich zu Weihnachten auf ein Brüderchen, auf die Grosseltern, und «natürlich auf Geschenke».
Feiern im Freien ist in Mode. Ansonsten bleibt vieles beim Alten. Die Feiertage waren ja noch nie ein Sonntagsspaziergang: Corona-Stress und Massnahmen-Müdigkeit machen daraus erst recht ein zähes Vergnügen.
«Die härtesten Weihnachten, die die Nachkriegsgenerationen jemals erlebt haben, nichts weniger erwartet uns», so sieht es Armin Laschet, Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens. Die Bundesrepublik befindet sich ohnehin wieder mal im Lockdown – einer sehr deutschen, aber auch österreichischen Spielart von Gemütlichkeit: In unserem östlichen Nachbarland ist es bereits der dritte.
Die Erwartungen sind zu hoch
Je nachdem, welche Gelehrten man hierzulande fragt, wird Weihnachten besinnlich bis betrüblich. Ueli Mäder, Soziologieprofessor in Basel, rechnet mit «eher schwierigen Feiertagen». Und was den Jahreswechsel angeht, resümiert er: «Da melden sich Hoffnungen. Auch kindliche. Meistens sind die Erwartungen zu hoch. Da sind Enttäuschungen vorprogrammiert.»
Vielleicht bringe die Pandemie eine Chance, Weihnachten kleiner zu gestalten, sagt Jörg Rössel, Soziologe an der Universität Zürich: «Vielleicht können wir so unseren Wunsch nach Einkehr und Auszeit befriedigen.»
André Müller hantiert am Gasgriff: Paff, lodert ein Feuerchen! Brennt wie echt, ist aber doch etwas anders, also ein bisschen wie Weihnachten dieses Jahr.
Müller, CEO des Kompetenzzentrums Pflege und Gesundheit im Zürcher Unterland kennt die Berichte aus Heimen, in denen das Virus gerade wütet: «Wir wollen niemanden einsperren. Aber wenn das Virus einmal drin ist, geht es grausam schnell.»
Verlassen des Pflegezentrums nur mit Sondergenehmigung
Wer sein Pflegezentrum Bächli in Bassersdorf ZH verlassen will, braucht eine Sondergenehmigung. Und eine Begleitperson, die bürgt. Müller: «Nur Einzelfälle dürfen zu Hause bei ihren Angehörigen feiern.»
Nur: Wie hält man pflegebedürftige Senioren samt Angehörigen bei Laune, einmal abgesehen von Gasfeuer, Holzhäuschen und Tannenbaum? Müller erweckt den ultimativen Kindertraum zum Leben: «Jeder Tag ist bei uns Weihnachten», sagt er. Drei Wochen lang, in denen Angehörige zum Brunch, Zmittag oder Kaffee und Kuchen vorbeikommen, gibts hier Bescherung.
Ja, ist denn heut’ schon Weihnachten? Für Hanni Hess (89) durchaus. Der Tisch im Stübli des Pflegeheims Bächli ist festlich gedeckt, aus dem CD-Player dudeln die einschlägigen Hits. Die Seniorin, weisses Haar, hellgrüne Bluse, ist besuchsbereit: «Darf man die nicht abziehen?», fragt sie und zupft an ihrer Maske.
Ein Kreuzchen auf der Besucherliste, Maske beziehen, fürs Contact Tracing registrieren, Hände desinfizieren. Diesen Hürdenlauf haben Sohn Hanspeter und Schwiegertochter Katharina Hess zu absolvieren. Sie sind froh, dass sie «überhaupt noch vorbeikommen können».
Hanni Hess bestellt ein Halbeli Rosé und Kalbskoteletts. Der Besuch übergibt Geschenke (Guetsi), Nachrichten werden ausgetauscht: Letzten Sonntag hat jemand den SonntagsBlick von Frau Hess stibitzt. Und so verläuft, eine Woche vor Weihnachten, das Weihnachtsfest. «So was habe ich noch nie erlebt», sagt sie. Ihr Lächeln ist süffisant.
Langsam unheimlich
Natalia Blarer Gnehm lächelt auch, nur wird der Apothekerin die Sache langsam etwas unheimlich. 70 Covid-Tests zog sie diesen Freitag in ihrer Apotheke an der Europallee in Zürich durch, vor kurzem waren es noch 40 pro Tag. Ein Boom wegen Weihnachten. Und weil sich wieder mehr Leute anstecken.
Und zur gleichen Zeit auf einem Feld bei Bubendorf BL beobachtet Rudolf Tschudin, Tannenbaumverkäufer seit 25 Jahren, was in diesen Zeiten wirklich zählt: ein Christbaum in der Stube. Um sicher zu gehen, besorgten ihn die Leute heuer so früh wie noch nie.