«So etwas habe ich noch nie gesehen»
Brienzer Rothorn muss Sommer-Saisonstart verschieben

Der Frühling 2021 war der kälteste Frühling seit 30 Jahren. Das hat teilweise auch Folgen für die Bergbahnen. Auf dem Brienzer Rothorn türmt sich noch meterweise Schnee – und versperrt den Sommertouristen den Weg.
Publiziert: 04.06.2021 um 16:43 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2021 um 18:34 Uhr
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Kaum zu glauben: So winterlich sieht es Anfang Juni auf dem Brienzer Rothorn immer noch aus.
Foto: Bergbahnen Sörenberg
Georg Nopper

Neben Corona macht den Schweizer Bergbahnen auch das Wetter zusätzlich zu schaffen. Laut den Sörenberg-Bergbahnen türmt sich der Schnee auf dem Brienzer Rothorn (2348 Meter) im Kanton Bern noch meterweise. Dies macht einen Saisonstart derzeit unmöglich.

Normalerweise eröffnet das Gipfel-Restaurant auf dem Brienzer Rothorn Anfang Juni die Sommersaison. Wie es bei den Sörenberg-Bergbahnen heisst, macht die Eröffnung der Luftseilbahn und des Restaurants am kommenden Wochenende jedoch keinen Sinn. «Die Mitarbeiter der Bergbahnen Sörenberg AG haben in den letzten Tagen keine Mühe gescheut, die gewaltigen Schneemassen auf dem Brienzer Rothorn zu räumen», heisst es auf der Facebook-Seite der Betreiberfirma. Trotzdem müsse der Start um eine Woche auf den 11. Juni verschoben werden.

70 Prozent Einbussen bei der Gastronomie

Direktor René Koller (60) kann sich nicht erinnern, zu dieser Jahreszeit jemals schon derart winterliche Verhältnisse auf dem Brienzer Rothorn gesehen zu haben. «Ich bin seit fünf Jahren im Amt», sagt Koller zu Blick. Seither habe man die Sommersaison immer planmässig starten können. «Jetzt ist die Schneedecke an gewissen Stellen noch zwei bis drei Meter dick.»

Bereits Corona hat bei den Sörenberg-Bergbahnen massive Einbussen verursacht. Koller: «Bei der Gastronomie haben wir 70 Prozent weniger Einnahmen, im Bahnbetrieb verzeichnen wir ein Minus von 30 Prozent.» Die Verschiebung des Saisonstarts auf dem Brienzer Rothorn könne man aber mindestens teilweise dadurch auffangen, dass es Alternativen gebe. «Die Seilbahn zur Rossweid, wo wir ebenfalls ein Restaurant betreiben, ist bereits seit Pfingsten in Betrieb.»

Selbst kontrollierte Sprengungen halfen nicht

Das Brienzer Rothorn wird auf Luzerner Seite von der Seilbahn erschlossen. Im Kanton Bern führt eine Zahnradbahn von Brienz her auf den Gipfel. Auch die Brienz-Rothorn-Bahn verschiebt den planmässigen Start in die Hauptsaison. «Wir haben alles Machbare unternommen», lässt Verwaltungsratspräsident Peter Flück (64) per Medienmitteilung verlauten. Selbst durch kontrollierte Sprengungen sei es nicht möglich gewesen, die Gefahr eines unkontrollierten Schneebrettes genügend zu entschärfen. «Die Sicherheit unserer Gäste hat oberste Priorität. Deshalb haben wir uns entschieden, den Saisonstart bis Rothorn Kulm zu verschieben.» Man hoffe, die Fahrten auf den Gipfel ab 11. Juni wieder aufnehmen zu können.

Derzeit verkehrt die Brienz-Rothorn-Bahn nur bis Planalp. Die Betreiber der Dampf-Zahnradbahn hoffen, dass milderes Wetter die Schneeschmelze an den gefährlichen Stellen so vorantreibe, dass einer Saisoneröffnung der Gipfelstrecke bald nichts mehr im Weg steht.

«Bereits 2020 konnten wir den Betrieb erst später aufmachen», sagt Flück zu Blick. «Damals war jedoch Corona der Grund. In unserem Berggasthaus musste zudem der Betrieb reduziert werden. » Solche Schneeverhältnisse wie jetzt hätten auf dem Brienzer Rothorn zu dieser Jahreszeit schon lange nicht mehr geherrscht. «Ich bin in Brienz aufgewachsen», sagt der 64-Jährige. «In meiner Jugendzeit war das noch häufig so.»

Nicht viel Sonne zu erwarten

Flück zeigt sich zuversichtlich, dass der Start in die Sommersaison per 11. Juni klappen wird. Die Wetteraussichten sehen allerdings nicht besonders vielversprechend aus – starke Sonneneinstrahlung wird es in den nächsten Tagen nicht geben. Am Wochenende – und wahrscheinlich auch darüber hinaus – wird es bewölkt und regnerisch. Immerhin bleibt es warm. Die Temperaturen dürften auf dem Brienzer Rothorn auch nachts knapp nicht unter die Null-Grad-Grenze sinken. Somit ist wenigstens kein Neuschnee zu erwarten.

Der Frühling 2021 war laut dem Wetterdienst Meteo News der kälteste Frühling seit über 30 Jahren. Den Meteorologen zufolge waren die Durchschnittstemperaturen im meteorologischen Frühling von März bis Mai zum letzten Mal im Frühling 1987 tiefer. Vor allem der Mai war dieses Jahr sehr kühl. Mit Ausnahme des Muttertag-Wochenendes und des Monatsendes waren die Temperaturen meist klar unterdurchschnittlich.

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