So drohte der Killer von Winznau SO seiner Ex
«Du Hure, ich finde und töte dich!»

Am zweiten Prozesstag zum Mord in Winznau SO enthüllt der Staatsanwalt die wüsten Todesdrohungen des Angeklagten. Doch der Italiener fühlt sich weiter unschuldig.
Publiziert: 22.10.2020 um 21:44 Uhr
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Aktualisiert: 17.11.2020 um 10:57 Uhr
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Alessandro M. auf dem Weg ins Richteramt Olten-Gösgen SO. Er muss sich für den Mord von Winznau verantworten.
Beat Michel

Alessandro M.* (43) zeigt sich auch am zweiten Prozesstag vor dem Richteramt Olten-Gösgen SO angeschlagen. Während die Parteien die Plädoyers zu den tödlichen Schüssen in Winznau SO halten, starrt er auf den Boden. Immer wieder laufen ihm die Tränen über die Backen.

Was der Staatsanwalt vorliest, ist dann auch nichts für sensible Gemüter: Nachdem sich Vanja P.* von Alessandro M. getrennt hatte und sich vor ihm versteckte, schickte der Italiener ihr per Facebook wüste Drohungen und Beschimpfungen.

«Ich finde und töte dich»

O-Ton: «Jetzt weiss ich, wer du bist, Scheissnutte!» Oder noch schlimmer: «Du Hure, ich finde und töte dich. Niemand spielt mit mir.» Wie der Staatsanwalt ausführt, fühlte sich Vanja P. durch die krassen Mitteilungen massiv bedroht und lebte in Angst.

Am 4. Juli 2016 griff der verschmähte Liebhaber tatsächlich zur Pistole. «Es war ein kaltblütiger Eliminationsmord», sagt der Staatsanwalt. Und weiter: «Er richtete seinen Frust stellvertretend gegen einen Kollegen, weil der ihm den Aufenthaltsort der Ex nicht verraten wollte.»

Kein Notruf, keine Erste Hilfe

Alessandro M. habe sich bei der Attacke verwerflich verhalten. Nachdem er nota bene den falschen Mann erschossen hatte, liess er diesen nackt und blutüberströmt liegen. Er leistete dem Familienvater Arben G.* (†32) weder Erste Hilfe, noch verständigte er die Ambulanz.

Die Verteidigerin stellt ihren Mandanten in ein ganz anderes Licht. «Er war in einer emotionalen Ausnahmesituation. Seine Freundin hatte ihn von einem Tag auf den anderen verlassen. Er hatte die Pistole nur besorgt, weil er sich selber töten wollte. Das belegen Abschiedsbriefe», sagt sie.

«Ich habe nicht abgedrückt»

Und: Ihr Mandant habe nicht gezielt geschossen. Sie liest seine Aussage bei der Befragung vor: «Ich dachte, ich schiesse in die Luft. Meine zitternde Hand hat geschossen. Ich wollte die Pistole nur festhalten. Ich habe nicht abgedrückt.» Die Anwältin fordert einen Freispruch.

In seinen letzten Worten sagt der wegen Mordes angeklagte Alessandro M.: «Ich bin seelisch völlig zerstört. Ich denke von morgens bis abends nur an das Opfer. Ich schäme mich, ich kann niemandem in die Augen sehen.» Eine echte Entschuldigung kommt ihm nicht über die Lippen. Das Urteil ist für den 2. November angekündigt.

* Namen bekannt


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