Snapchat-Filter verzerrt Körperwahrnehmung
Teenies lassen sich für Selfies operieren

Weil sie sich in ihren Selfies nicht schön genug finden, lassen sich in den USA immer mehr junge Menschen operieren. Wissenschaftler nennen das Phänomen «Snapchat-Dysmorphie». Auch in der Schweiz nehmen die Fälle zu.
Publiziert: 31.08.2018 um 15:59 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 10:13 Uhr
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Immer mehr junge Menschen in den USA leiden unter der sogenannten «Snapchat-Dysmorphie». Ihr Körperbild ist durch die Nutzung von Selfie-Filtern so verzerrt, dass sie mit ihrem eigenen Aussehen nicht mehr zufrieden sind. (Symboldbild)
Foto: Getty Images

Für die perfekte Selbstinszenierung im Internet ist den Jugendlichen das Selfie das liebste Mittel. Und dank den Filtern, die von verschiedenen Apps und sozialen Medien angeboten werden, können die Fotos im Nachhinein ohne Mühe bearbeitet werden. Pickel und Augenringe verschwinden, der Teint entsteht künstlich, die Haut wird mit einem Wisch glattgebügelt.

Was darunter leidet: die Selbstwahrnehmung der jungen Menschen. Das schreiben Forscher des «Boston Medical Center» in einem Fachartikel. Die Verwendung der Filter könne bei Jugendlichen zu einem verzerrten Körperbild führen, das in der Realität nicht erreichbar sei. Die Ärzte nennen das Phänomen «Snapchat-Dysmorphie».

«Snapchat-Dysmorphie»» auf dem Vormarsch

In den USA leiden offenbar immer mehr Menschen darunter. Im letzten Jahr gaben 55 Prozent der Schönheitschirurgen im Land an, Patienten gehabt zu haben, die sich operieren lassen wollten, damit sie in Selfies besser aussehen. Im Jahr 2015 hatten erst 43 Prozent der Ärzte von solchen Fällen berichtet. 

Und das Phänomen scheint sich auch in der Schweiz auszubreiten, wie ein Bericht des «Beobachters» zeigt. Schönheitschirurg Thomas Fischer sagt der Zeitschrift, es kämen immer mehr Patienten zu ihm, die mit ihrem Aussehen in der typischen Selfie-Perspektive unzufrieden sind.

Das liege daran, wie sich die Menschen heute betrachten, meint Fischer. «Das Smartphone hat den Spiegel abgelöst.» Das führe dazu, dass die Leute ihre Gesichter heute aus allen möglichen und unmöglichen Winkeln analysieren.

«Operationen sind der falsche Weg»

Auch die Influencerin und Modebloggerin Andrea Monica Hug arbeitet ab und zu mit Filtern, um ihre Fotos zu verschönern. Weiter geht sie aber nicht. «Operationen sind er falsche Weg, um auf Bildern besser auszusehen», sagt sie der Zeitschrift.

Tragisch fände sie, dass Schönheits-OPs heute so leicht zugänglich seien. Ihr selber habe man sogar schon einmal eine kostenlose Brustvergrösserung angeboten. «So etwas finde ich extrem dreist.»

«Es findet sich immer jemand, der es macht»

Schönheitschirurg Fischer beobachtet insbesondere eine Zunahme von aufgespritzten Lippen bei jungen Frauen. «Da haben wir ein Riesenproblem.»

Diese Behandlungen würden nämlich oft von Kosmetikerinnen ausgeführt, die gar nicht dazu befugt seien, meint Fischer gegenüber dem «Beobachter». «Das kann extrem gefährlich werden.» Bei falscher Anwendung könnten ganze Gesichtsteile wegfaulen.

Artikel aus dem «Beobachter»

Dieser Artikel wurde aus dem Magazin «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.beobachter.ch

Dieser Artikel wurde aus dem Magazin «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.beobachter.ch

Er selber habe noch nie eine Operation nach Selfie-Vorlage gemacht, sagt der Schönheitschirurg zur Zeitschrift. Er mache einen Eingriff nur, wenn eine Deformität nachvollziehbar sei. So verhielten sich aber nicht alle Ärzte. «Es findet sich immer jemand, der es macht.» (krj)

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