In vielen Regionen ist nur ein Teil der Pisten und Anlagen geöffnet. Im sanktgallischen Toggenburg setzen die Bahnbetreiber wegen der grünen Wiesen und des sonnigen Wetters gar auf Wandern statt auf Ski- und Snowboardfahren über die Feiertage. Offen ist nur der Sessellift, die Skipisten sind geschlossen.
Gleich geht es dem Skigebiet Schwarzsee in den Freiburger Voralpen. Zwar ist der Sessellift auf die Kaiseregg seit Samstag in Betrieb, doch die Skilifte stehen gemäss der Website von Schweiz Tourismus still.
Selbst im Wallis ist es viel zu warm
«Die Temperaturen sind erstaunlich für diese Jahreszeit», sagt der Präsident der Walliser Bergbahnen, Arthur Clivaz. «Seit drei Wochen ist es warm im Wallis.» Sogar nachts sänken die Temperaturen nicht unter zwei bis drei Grad.
Damit kann man auch nicht auf die bewährte Waffe gegen Schneemangel zurückgreifen: die Schneekanone. Denn damit diese funktionieren, braucht es Temperaturen unter null Grad. Deswegen sind in Crans-Montana VS von 140 Pistenkilometern nur 27 befahrbar, 26 Kilometer sind beschneit.
Plustemperaturen lassen die weisse Pracht auch rasch wieder schmelzen.
Nur in der Höhe gibts Kunstschnee
Skigebiete in Höhenlagen profitieren von den Minustemperaturen, so Zermatt, Verbier und Saas Fee im Wallis, Glacier 3000 in Les Diablerets in der Waadt, Adelboden-Lenk und die Jungfrauregion im Kanton Bern.
Auch in Davos in Graubünden sind die meisten Pisten auf über 2000 Metern über Meer offen. «Ohne den technischen Schnee wäre es auch uns gar nicht möglich gewesen, die Saison zu eröffnen, da es bisher zu wenig Niederschlag gab in diesem Winter», sagt Nuot Lietha, Mediensprecher von Davos Klosters.
Innerschweiz zehrt vom November-Schnee
Ende November fiel aber in der Innerschweiz rund ein Meter Schnee. «Davon zehren wir jetzt», sagt der stellvertretende Geschäftsführer der Bergbahnen Engelberg Titlis, Peter Reinle. Die Region bietet Pisten in Lagen von 1000 bis 3000 Höhenmetern. Unten sei beschneien im Moment nicht möglich. Die Talabfahrt nach Engelberg sei aber «okay».
Im Buhlen um Gäste werben Wintersportorte im Hochgebirge mit ihrer «Schneesicherheit» oder «Schneegarantie». «Der Klimawandel hat für uns einen positiven Effekt, weil die Leute immer mehr die Höhe suchen», sagt Bernhard Tschannen, Marketingdirektor von Glacier 3000. Je mehr der Schnee in tiefen Lagen also ausbleibt, desto mehr profitiert das Hochgebirge.
Höhen-Skiorte profitieren nur kurzfristig vom Klimawandel
«Wir sehen uns eher nicht als Profiteure des Klimawandels», widerspricht Davos-Klosters-Mediensprecher Lietha. Richtig sei zwar, dass mehr Gäste nach Davos kämen, wenn in tiefer gelegenen Stationen kein Schnee liege. «Aber für uns ist wichtig, dass es auch in unserem Einzugsgebiet im Mittelland schneit und die Leute Lust auf Winter bekommen.»
Peter Reinle von den Engelberg-Titlis-Bahnen wiederum sagt, kurzfristig profitierten zwar die höher gelegenen Orte, aber «langfristig müssen auch die Kleinen überleben, denn sonst gibt es unter dem Strich weniger Skifahrer und damit auch für die grösseren und höher gelegenen Skigebiete weniger Kunden».
Gletscher-Abdeckung als Symptombekämpfung
Reinle erlebt den Klimawandel direkt an seinem Arbeitsplatz, denn der Titlisgletscher schmilzt. Der Gletscher ist die Touristenattraktion der Region - mit Hängebrücke, Gletschergrotte, Restaurant und Skipisten.
Im Sommer decken die Verantwortlichen den Gletscher an exponierten Stellen ab. «Symptombekämpfung», nennt es Reinle und schickt eine Mahnung an die Hochgebirgsskiorte: «Wir sitzen alle im gleichen Boot».
Schmelzende Gletscher verschieben Skilift-Anlagen
Denn auch im Hochgebirge hinterlässt der Klimawandel Schäden. Für Stationen in hohen Lagen stellt das Schmelzen des Permafrosts eine Herausforderung dar.
Vor zehn Jahren musste Verbier VS einen Skilift auf einem Gletscher entfernen, weil durch den schmelzenden Permafrost ein Sockel verschoben wurde, wie Paul-Victor Amaudruz von Téléverbier sagte.
Bei Moosfluh VS musste auf dem Aletschgletscher eine alte Anlage ersetzt werden, weil der schmelzende Gletscher das Terrain verschoben hatte. Die alte Anlage habe der geologischen Situation nicht mehr entsprochen, hiess es bei der Aletsch Arena auf Anfrage. (SDA)