Skandal-Satiriker Thiel beendet Bühnenkarriere in der Schweiz
«Der Mangel an Rassisten ist ein grosses Problem»

Seit Andreas Thiels Kritik am Koran ist seine Karriere ins Stocken gekommen. Er sieht sich als Opfer einer Rufmordkampagne, sagt der Satiriker im «NZZ»-Interview. Und stellt ein Ende seiner Bühnenkarriere in Aussicht.
Publiziert: 16.08.2016 um 18:24 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 11:29 Uhr
Andreas Thiel: «Ich wurde medial gelyncht».

Andreas Thiel ist aus dem Rampenlicht verschwunden. Seit seiner Kritik am Islam hat der Satiriker Mühe, an Aufträge zu kommen. Veranstalter lösen Verträge mit ihm auf, und 2015 hat der Kabarettist Jess Jochimsen eine Deutschland-Tournee mit Thiel abgesagt. Nun rechnet der Berner im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» mit der Schweizer Kulturszene ab.

«Die Theaterszene verhält sich dabei wie ein Lynch-Mob, der jeden Verdächtigen sofort steinigt», sagt Thiel und spricht damit auf die Rassismus-Vorwürfe von Roger Schawinski an. In der Schweiz gebe es so gut wie keine Rassisten. «Dieser Mangel an Rassisten ist ein grosses Problem für viele Künstler, weil ihnen zu ihrem Feindbild die Feinde fehlen. Deshalb reagiert man in der Szene unglaublich dankbar, wenn jemand als Rassist beschimpft wird, dann hat man endlich wieder einen Feind», so Thiel. Ausserdem sei er «medial gelyncht» worden.

Rücktritt mangels Zuschauer und Auftrittsmöglichkeiten

An seiner Kritik am Islam hält er fest – die ganze Affäre war ins Rollen gekommen, nachdem Thiel den Propheten Mohammed in der «Weltwoche» als «Kinderschänder» bezeichnet. «Ich bin selbst auch betrübt, dass sich der islamische Terror in Europa ausbreitet. Aber dass keiner bereit ist, das Kind beim Namen zu nennen, so viel Angst und so wenig Mut hätte ich meinen Künstlerkollegen nicht zugetraut», sagt Thiel zur «NZZ». Das Kind heisse Mohammed und mache ziemlich viele Probleme. 

Thiel kündigt an, seine Bühnenkarriere beenden zu wollen. Auf eine entsprechende Frage antwortet er: «Na ja, wenn sich die Theater und die Zuschauer gegen einen wenden, ist es unmöglich, sich auf der Bühne zu halten.» Er könne weder die Theater zur Zusammenarbeit zwingen noch die Zuschauer in die Vorstellungen prügeln. (rey)

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