Sinneswandel bei Alfred Heer (SVP)
«Von mir aus könnte man alle Drogen freigeben»

Für viele bürgerliche Politiker ist die Legalisierung von Drogen ein Rotes Tuch. Der Erfolg des seit Jahren eingeschlagenen Wegs scheint aber auch ehemalige Verfechter der Repression zu bekehren.
Publiziert: 08.11.2015 um 02:01 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 15:45 Uhr
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Alfred Heer von der SVP hat einen neuen Kurs eingeschlagen.
Foto: Daniela Friedli/EQ Images

Statistisch gesehen ist die Drogenpolitik der Schweiz ein Erfolgsmodell. 1992, als der Konsum von illegalen Substanzen seinen Höhepunkt erreicht hatte, registrierte man im Jahr 419 Drogen-Tote. Heute liegt die Zahl noch bei etwas über 100 Fällen – vor allem dank eines radikalen Umdenkens der Politik.

Vor allem bürgerliche Parteien setzten im Umgang mit der Drogen-Problematik lange auf Repression. Die Legalisierung von Substanzen galt bei Politikern der Mitte und rechts davon lange als absolutes Tabu. Doch diese Haltung scheint zu bröckeln. Der Erfolg des in den 90er-Jahren eingeführten Konzepts mit Prävention, Therapie, Repression und Überlebenshilfe scheint bei ehemaligen Hardlinern einen Sinneswandel bewirkt zu haben.

Ein Beispiel dafür ist SVP-Nationalrat Alfred Heer. Der 54-Jährige gehörte jahrelang zur Allianz gegen eine Liberalisierung in der Drogenpolitik. Doch auch er ist mittlerweile vom eingeschlagenen Weg überzeugt: «Von mir aus könnte man alle Drogen freigeben», sagt er in der aktuellen Ausgabe der «Schweiz am Sonntag». Er fügt jedoch an: «Konsequenterweise müssten die Konsumenten dann aber für die gesundheitlichen Folgen selbst aufkommen und nicht der Staat.»

«Es gibt nur diesen Weg»

Auch bei den Bürgerlichen der FDP finden sich Exponenten, die einer weiteren Öffnung der Drogenpolitik zustimmen. «Es gibt nur diesen Weg aus der Illegalität», sagt der Arzt und scheidender Zürcher FDP-Ständerat Felix Gutzwiller (67). Er fordert, dass in der Schweiz die Handhabung von Heroin auch für andere Drogen angewendet wird: «Beim Thema Heroin ist die Schweiz vorn mit dabei, doch im Umgang mit Cannabis stagniert die Schweizer Drogenpolitik.»

Die linken Politiker dürften sich damit in ihrem Kurs bestätigt noch mehr bestärkt fühlen. Erst kurz vor den Wahlen im Oktober provozierten die Jusos mit dem Vorschlag, auch den Koks-Konsum in der Schweiz legalisieren zu wollen. Dass mittlerweile anderen Substanzen ebenfalls mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte, bestätigt ein Bericht des Bundesamtes für Gesundheit: «Heute werden zunehmend Substanzen wie Cannabis, synthetische Drogen und Kokain konsumiert», heisst es im Bericht «Drogenpolitik der Schweiz» vom Bund. Nur noch rund 0,1 Prozent der Bevölkerung konsumiert demnach heute noch Heroin. (cat)

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