So werben Beauty-Kliniken für OPs
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Jonglieren mit Implantaten:So werben Beauty-Kliniken für OPs

So absurd werben Schweizer Beauty-Kliniken
Schamhaar auf dem Kopf, fliegende Implantate, Sex-Garantie

Auf Tiktok werden Schönheitsdoktoren zu Marktschreiern. Sie bewerben Brustvergrösserungen und Haartransplantationen in Videos, die augenscheinlich auf die junge Zielgruppe abzielen.
Publiziert: 12.12.2022 um 00:31 Uhr
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Aktualisiert: 12.12.2022 um 21:11 Uhr
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Kurz die Implantate auf die Brust geklopft...
Foto: Screenshot Tiktok
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Michael SahliReporter News

Sie singen auf Tiktok, sie tanzen auf Instagram – und sie operieren Silikon-Implantate in Brüste. Wer heutzutage als Schönheitsdoktor erfolgreich sein will, spricht die Patientinnen und Patienten dort an, wo sich alle von ihrer schönsten Seite zeigen: in sozialen Netzwerken. Manche Schweizer Ärzte erreichen ein Millionenpublikum. Und werden so zu Influencern mit Skalpell. Mit seriösen, medizinischen Informationen zu den angepriesenen Eingriffen haben manche Videos nur wenig zu tun.

«Hopp Schwiizer Nati», ruft der Schönheitschirurg euphorisch in die Kamera. Er hat fürs Tiktok-Video den Kittel gegen ein Fussballtrikot getauscht, ist offenbar voll im WM-Fieber. Dann dribbelt der Doktor lachend los – mit einem Silikonimplantat als Ball.

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9 Millionen Tiktok-Klicks für ein Silikon-Werbevideo

Mit solchen Videos spricht die Lucerne Clinic die junge Zielgruppe auf Tiktok an. Die App richtet sich laut Nutzungsbedingungen an Kinder ab 13 Jahren. Bei der jungen Zielgruppe kommen die Videos des Luzerner Schönheitsdoktors offenbar gut an: Eines der Filmchen wurde über 9 Millionen Mal angeklickt.

Eine Ärztin derselben Luzerner Klinik versucht es mit Musik. «Ich erinnere mich, als ich noch keine Brüste hatte», singt die Medizinerin zur Melodie von Gnarls Barkleys Hit «Crazy». Und: «Dann hatte ich eine Brustvergrösserung, ging von Grösse A zu Grösse C.» Im nächsten Video klopft sich eine junge Frau kurz Implantate auf die Brust – und hat plötzlich eine grössere Oberweite, wie durch Zauberhand. Es läuft Partymusik, alle lachen. Man könnte glatt vergessen, dass es hier um einen chirurgischen Eingriff geht.

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Dabei gibt es Regeln, wie im medizinischen Bereich geworben werden darf – und wie nicht. «Zurückhaltung ist angebracht», heisst es von der Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH). Denn Gesundheit könne nicht wie eine Ware betrachtet werden. Objektiv sollen Ärzte darum in der Öffentlichkeit auftreten, «weder irreführend noch aufdringlich sein».

Gleich sieht es die Schweizerische Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie «Swiss Plastic Surgery». Die Werbung soll laut den ethischen Richtlinien Informationen zum Eingriff vermitteln, nicht primär auf einen Werbeeffekt abzielen. Unzulässig sei: «Wenn die Werbung der Selbstanpreisung der eigenen Person dient, durch reklamehaftes Herausstellen in aufdringlicher oder marktschreierischer Weise». Nur: In der Realität passiert oft genau das.

«Schon bald vögelst du wieder», sagt der Doktor

Die «Gentlemen's Clinic» in Zürich bietet laut Homepage «medizinische Exzellenz für den anspruchsvollen Gentleman». Im Angebot sind unter anderem Haar-Transplantationen und Eingriffe am Penis, zum Beispiel Verlängerungen oder Verdickungen. Aber nicht nur mit dem Skalpell, auch bei der Werbung hat der Doktor offensichtlich kein Problem, unter die Gürtellinie zu gehen, wie er auf Tiktok demonstriert.

«Lass uns eine Elvis-Mähne machen und schon bald vögelst du wieder», preist er eine Haartransplantation an, wobei das Wort «vögeln» mehr schlecht als recht gepiept ist. Laut einer «Studie von Tinder» hätten Männer mit Haaren auf der Dating-Plattform achtmal mehr Erfolg, so der Doktor. Fazit: Wer bei den Frauen erfolgreich sein will, sollte sich unbedingt bei der Zürcher Klinik anmelden – gerne auch auf Ratenzahlung.

In einem anderen Video versucht der Mediziner, mit Humor zu punkten. Das Resultat ist eher haarsträubend: Der Doktor trägt eine animierte Afro-Perücke. Und sagt grinsend in die Kamera: «Du hast dir die Schamhaare auf den Kopf transplantieren lassen und hast jetzt wunderschöne Locken? Das empfehlen wir auch, habe ich auch gemacht!»

Werbung mit Zeichentrick-Filmen

Auf den Social-Media-Accounts der Beauty-Klinik «Beauty2Go» wird ein als Antifalten-Mittel bekanntes Nervengift als «Happy Juice», also «Glücks-Saft», angepriesen. Oder es werden Szenen aus dem Disney-Klassiker «Der König der Löwen» nachgespielt. Titel: «So werden Schönheitsköniginnen geboren».

Die Gentlemen's Clinic schreibt auf Anfrage, man gehe «seit jeher mit dem Thema Mann und Schönheit äusserst seriös um». Man habe aber auch stets auf Social Media das Thema mit einer Prise Humor behandelt. Die anderen Kliniken antworteten nicht auf Fragen.

Konsequenzen zu befürchten haben die Anbieter ohnehin nicht: Es wäre an den Kantonen, gegen unzulässige Werbung vorzugehen. Nur: Ausser in Zürich, wo es deswegen etwa ein Dutzend Beanstandungen pro Jahr gibt, bleiben viele Kantone untätig, wie der «Tages-Anzeiger» im Frühling zusammentrug. Und so singen und tanzen sie weiter, die Schönheitsdoktoren von Tiktok.

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