Noch ein Tag dauert das Jahr 2015. Ein Jahr, in dem Terror und die Angst davor auch in Europa Einzug gehalten haben. Freitag, der Dreizehnte, hat sich als Unglückstag in die Erinnerung gebrannt. An jenem Abend im November sterben bei islamistischen Anschlägen in Paris 130 Menschen. In ganz Frankreich herrscht noch immer Ausnahmezustand.
Nach den Attacken hat sich der Westen selber versprochen, den Terroristen keine Macht über den Alltag zu geben. Sie nicht in den Schraubstock der Angst einspannen zu lassen und nicht mit mulmigem Gefühl zu Konzerten, Fussballspielen oder anderen Grossveranstaltungen zu gehen.
Trotzdem hat Europa Angst. Gerade in der Nacht, in der wir das alte Jahr hinter uns lassen. In Belgien wurden bereits zwei Terrorverdächtige verhaftet, die offenbar Silvester-Anschläge an mehreren Orten in Brüssel geplant hatten. Heute Abend entschied der Bürgermeister der belgischen Hauptstadt schliesslich, jegliche öffentlichen Feierlichkeiten sowie das traditionelle Silvester-Feuerwerk abzusagen. Und die Polizei in Österreich hat für die Zeit bis Neujahr eine Warnung von einem ausländischen Geheimdienst erhalten. Es seien Attentäter «Richtung Europa unterwegs».
Polizeiaufgebot in Zürich « der Situation angepasst»
Viele Grossstädte setzen deshalb auf verschärfte Sicherheitsmassnahmen. Zur Feier am Brandburger Tor in Berlin etwa dürfen keine Rucksäcke oder grosse Taschen mitgenommen werden. Es finden vermehrt Personenkontrollen statt. Auch London erhöht die Polizei-Präsenz. In der Silvesternacht sind zusätzliche Einsatzkräfte unterwegs, auch an Bahnstationen stehen bewaffnete Polizisten im Einsatz.
In Zürich gilt vor allem dem Feuerwerk verstärkte Aufmerksamkeit. Auf dem Festgelände des Silvesterzaubers ist privates Feuerwerk verboten. «Seit Jahren kommt es zu gefährlichen Situationen, weil unvernünftige Besucher Feuerwerkskörper trotz bestehendem Feuerwerksverbot mit ins Festgelände nehmen und diese inmitten der Menschenmassen abfeuern», schreibt die Stapo in einer gemeinsamen Mitteilung mit dem OK Silvesterzauber.
Wer in der Verbotszone trotzdem Feuerwerk zündet, muss mit einer Busse rechnen. Mitgebrachtes Feuerwerk könne durch die Polizei sichergestellt werden. Kontrollen finden durch Polizei und Veranstalter statt.
Ob das Sicherheitsdispositiv wegen der allfälligen Anschlags-Gefahr erhöht wurde, will Polizeisprecher Pascal Brauchli gegenüber BLICK nicht sagen. Es sei «der Situation angepasst». Die Polizisten seien aber vor Ort – «zivil und uniformiert». Hinweise – etwa wegen verlassener Rucksäcke oder Taschen sowie verdächtiger Personen – würden entgegengenommen und geprüft. Solche Hinweise seien wichtig für die Polizei.
Ob sich solche Verdachtsmeldungen in den vergangenen Monaten gehäuft haben, kann Brauchli nicht sagen, weil diesbezüglich keine Statistik geführt werde. Nur: «Die Bevölkerung und auch wir sind natürlich sensibilisiert.»
Genf hat nach der Terror-Warnung vor rund zweieinhalb Wochen die Alarmstufe wieder gesenkt. Die Polizei werde rund um die Silvesterfeierlichkeiten aber angemessen präsent sein. Die Senkung bedeute nicht, dass gar keine Terrorgefahr bestehe.
Keine öffentliche Feier in Moskau
Die drastischsten Massnahmen trifft wohl Russland. Für die Öffentlichkeit wird der Rote Platz in Moskau in der Nacht auf übermorgen geschlossen. Jeder, der trotzdem kommt, wird von der Polizei weggeschickt. Als offizielle Begründung wird zwar nicht die Angst vor Anschlägen genannt, sondern ein vom staatlichen Fernsehen übertragenes Konzert, bei dem nur geladene Gäste zuhören dürfen.
Da der Sicherheitschef der Stadt, Alexej Majorow, über die Sperrung informierte, liegen allerdings Sicherheitsgründe für die Entscheidung nahe. (lex)