So parkt ein Lastwagenchauffeur rückwärts
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Problematik toter Winkel:So parkt ein Lastwagenchauffeur rückwärts

Sie wollen keine Heckkamera-Pflicht
Diese Politiker verschliessen die Augen vor der Gefahr

Zagen statt wagen – von links bis rechts: Schweizer Politiker geben sich zurückhaltend, wenn es um die Heckkamera-Pflicht geht.
Publiziert: 09.11.2018 um 11:57 Uhr
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Aktualisiert: 14.11.2018 um 22:58 Uhr
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Der Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer sagt: «In ein paar Jahren werden alle LKW eine Heckkamera haben.»
Foto: Yvonne Leonardi
Nicolas Lurati, Georg Nopper

In der Schweiz gibt es keine Heckkamera-Pflicht für Lastwagen. Auch wenn die Gefahr allgegenwärtig ist, wagen es Nationalräte von links bis rechts nicht, an der Tatsache der blinden Brummis etwas zu ändern. Sie verschliessen die Augen. 

Sogar die SP, die stets für mehr Sicherheit im Strassenverkehr plädiert und den Schutz der Arbeitnehmer grossschreibt, hält sich zurück. Der Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer (51): «Ich werde zu dieser Thematik keinen Vorstoss machen. In ein paar Jahren werden alle LKW eine Heckkamera haben. Das regelt der technische Fortschritt. Dafür braucht es kein Gesetz.»

Rechts und links für einmal einig

Auch die bürgerliche Mitte hat Schiss vor einer klaren Forderung. Der Bündner CVP-Mann Martin Candinas (38): «Der Unternehmer soll weiterhin entscheiden, ob er seine Lastwagen mit Heckkamera ausstatten will oder nicht.»

Ebenso defensiv gibt sich der Berner Grünliberale Jürg Grossen (49): «Ob eine Gesetzgebung Sinn machen würde, kann ich erst sagen, wenn ich die ganze Faktenlage mit Vor- und Nachteilen kenne.»

FDP-Nationalrat Thierry Burkart (43) unterstreicht, es handle sich beim Unglück in der Firma Giezendanner um einen Einzelfall. Deshalb, so der Aargauer: «Braucht es keine gesetzliche Heckkamera-Pflicht!»

Der Berner SVP-Nationalrat Adrian Amstutz (64) sieht es ähnlich: «Mit Röhrenblick nur auf diese Heckkamera-Pflicht sieht man das ganze Bild der Lastwagen-Sicherheit und der Sicherheit beim Rückwärtsfahren nicht.» Amstutz, Präsident des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbands (Astag), ist überzeugt: «Heckkameras sind nur so gut, wie sie funktionieren. Im Zentrum stehen immer noch die Chauffeure.»

Verkehrsorganisationen freuen sich über Diskussion 

Verkehrsorganisationen begrüssen die Diskussion, halten sich mit konkreten Forderungen aber auch zurück. Anders Gautschi, Geschäftsführer des Verkehrs-Clubs der Schweiz (VCS): «Grundsätzlich begrüssen wir die Einführung von Heckkameras bei LKW. Ein Gesetzesvorstoss für ein Obligatorium ist aber noch nicht geplant.»

Die deutlichsten Worte findet der Sprecher der Strassenopfer-Organisation Roadcross, Stefan Krähenbühl: «Ein Lenker muss immer genau wissen, was hinter seinem Fahrzeug passiert.» Krähenbühl sieht die Unternehmen in der Pflicht: «Wenn sie freiwillig keine Heckkameras installieren, muss man allenfalls ein entsprechendes Gesetz erwägen.»

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