«Sie will nur einen Skandal provozieren»
Angeklagte hetzen in Winterthur gegen ihr Opfer

Ein 34-jährige Bauarbeiter und sein 68-jähriger Vater haben heute vor dem Winterthurer Bezirksgericht alle Vorwürfe von sich gewiesen. Sie hätten die Ehefrau des 34-Jährigen keinesfalls vom Balkon werfen wollen.
Publiziert: 27.01.2016 um 05:43 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:39 Uhr

Er würde seiner Frau niemals Gewalt antun, versicherte der 34-jährige Beschuldigte aus dem Kosovo. Und ganz sicher habe er sie nicht vom Balkon im dritten Stock werfen wollen. Ihr gehe es nur darum, einen Skandal zu produzieren, um die Ehe beenden zu können.

In Wahrheit habe er einen Streit zwischen ihr und seinem Vater, also ihrem Schwiegervater, schlichten wollen. «Ich hatte Angst, dass sie ihn schlägt. Sie hat keinen Respekt und keine Achtung vor ihm.»

Die Aussagen der 32-jährigen Pflegeassistentin, die in der Schweiz aufwuchs, aber ebenfalls aus dem Kosovo stammt, widersprechen seinen Schilderungen diametral. Ihr Mann sei öfters aggressiv, sagte sie mit leiser Stimme. Er höre sehr auf seine Eltern. Sein Vater mische sich in alles ein.

Auslöser war gemäss Anklageschrift ein Streit zwischen der heute 32-jährigen Pflegeassistentin und ihrem Schwiegervater. Mit den Worten «Du hast keinen Respekt, jetzt ist fertig. Jetzt werfen wir dich über den Balkon und bringen dich um», soll der 68-jährige Schwiegervater aus dem Kosovo handgreiflich geworden sein.

Gemäss Staatsanwalt packte er seine Schwiegertochter, ebenfalls aus dem Kosovo, an den Schultern und hob sie hoch. Sein Sohn half sofort mit und hielt seine Ehefrau an den Füssen fest. Unter heftiger Gegenwehr wurde die Frau auf den Balkon und zum Geländer geschleppt.

Zu einem Sturz aus dem dritten Stock kam es jedoch nicht: Der 9-jährige, verängstigte Sohn eilte seiner Mutter zu Hilfe. Er biss seinen Vater so fest in die Hüfte, dass er die Mutter losliess. Sie konnte sich befreien und in der Küche die Polizei rufen.

Seither sitzen Vater und Sohn im Gefängnis. Die Anklage fordert für den Vater eine unbedingte Freiheitsstrafe von 8 Monaten und eine Busse von 400 Franken. Für den Sohn und Ehemann beantragt sie eine unbedingte Freiheitsstrafe von 10 Monaten und ebenfalls eine Busse von 400 Franken. Beide sind wegen Nötigung, Drohung und Tätlichkeiten, beziehungsweise Körperverletzung angeklagt.

Die Staatsanwaltschaft will den Ehemann zudem verpflichten, am Lernprogramm «Partnerschaft ohne Gewalt» teilzunehmen. Dort lernen gewalttätige Männer, die Hintergründe ihres Verhaltens zu analysieren und künftig anders zu handeln. Pflicht sind dabei auch regelmässige Kontrollgespräche beim Zürcher Amt für Justizvollzug. (SDA)

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