Sie trotzen Schnee und Kälte
Die Helden der Eiszeit

Rien ne va plus - trotz Prognosen war die SBB dem Schneesturm nicht gewachsen. Man wusste sich dennoch zu helfen.
Publiziert: 30.12.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:12 Uhr
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Müllmänner: Wettswil am Albis ZH – Bei Eis ist ihre Arbeit noch anstrengender und dauert erst noch viel länger. «Die Container sind nicht freigeschaufelt», sagt Sepp Rohrer (58, r.). «Dazu kommt, dass sich über die Festtage besonders viel Abfall angesammelt hat.» Da bleibt kaum Zeit zum Verschnaufen: «In der Znünipause haben wir die Schneeketten montiert», sagt Kollege Peter Müller (60, l.).
Foto: Valeriano Di Domenico
Von Philipp Albrecht

Es war der totale Pendlerfrust. Am Montagmorgen schlotterten Tausende Fahrgäste an S-Bahnhöfen im Grossraum Zürich. Kein Zug, der nicht verspätet war: 10, 20, 30, ja sogar 40 Minuten. Mehrere Züge fuhren gar nicht erst los. Über die Lautsprecher die Durchsage: «Grund ist Eisbildung an Bahnanlagen.»

Die Wartehäuschen auf den Perrons waren überfüllt. Wer keinen Platz mehr fand, schlotterte bei bis zu –17 Grad. «Für die SBB kamen Winter und Kälte mal wieder total überraschend», twittert einer ironisch.

Kapituliert die beste Bahn der Welt etwa bei jedem Wintereinbruch? «Die SBB haben sich nach Weihnachten und dem darauf folgenden Wochenende schlicht nicht auf den ersten winterlichen Werktag vorbereitet», sagt Jürg Streuli, der 20 Jahre lang SBB-Fahrdienstleiter war.

Klar ist: Die Meteorologen sagten voraus, dass es nach dem ersten Schnee vom Wochenende weiter schneien und die Temperaturen in der Nacht auf Montag dramatisch fallen würden. «Wir haben das schon am Freitag prognostiziert», so Nicola Möckli von Meteonews. «Es war in allen Wettermodellen offensichtlich.» Auch Möckli selber war betroffen. Von Schaffhausen nach Zürich brauchte er eine Stunde länger als sonst.

Schuld am Chaos ist für die SBB die Tatsache, dass sich ein besonders frostiger Wintereinbruch über das dichteste Bahnnetz der Welt legte. Eine gefährliche Mischung. In anderen Regionen hielten sich die Verspätungen in Grenzen. Im Raum Zürich sind solche Umstände schwieriger zu bewältigen. Auf dem Netz der Zürcher Verkehrsbetriebe fährt die Hälfte des gesamten SBB-Verkehrs.

Weichen blockierten, Signallichter erloschen, Schienen barsten. Die Weichen sind das grösste Problem. SBB-Sprecher Daniele Pallecchi: «Der Schnee sammelt sich unter den Zügen und fällt als Eisbrocken bei Erschütterungen ab. Wenn man Pech hat, landet einer auf den Weichen. Und wenn man diese umschalten will, sind sie blockiert, wechseln die Signale automatisch auf Rot.» Die Weichenheizung braucht eine Weile, bis der Brocken weggeschmolzen oder ein Mitarbeiter vor Ort ist. In der Zwischenzeit läuft nichts mehr.

An solchen Zuständen lässt sich laut SBB auch in Zukunft nichts ändern. Selbst mit mehr Personal. Bei Wintereinbrüchen müsse man mit Verspätungen rechnen. Bereits am Tag danach werde alles besser. Schon heute Dienstag dürfen also die Pendler auf einen reibungslosen Ablauf hoffen. Doch gestern fielen in der abendlichen Rush Hour bereits wieder erste Züge aus.

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