Es ist eine besorgniserregende Entwicklung: Im ersten Quartal dieses Jahres mussten die Sicherheitsdienste in den Asylzentren des Bundes mehr als doppelt so häufig Gewaltsituationen bewältigen wie in den vorangegangenen Quartalen – obwohl die Auslastung der Bundeszentren zu Jahresbeginn deutlich gesunken ist.
Das zeigen interne Berichte des Staatssekretariats für Migration (SEM), wie die «Sonntags Zeitung» vermeldet.
In einem dieser Berichte ist der Grund für die Entwicklung ohne Umschweife benannt: Es sei deutlich zu spüren, dass wieder viele Asylsuchende aus Nordafrika in die Schweiz gekommen seien: «Diese Klientel ist dem Alkoholkonsum nicht abgeneigt, gibt sich schon ohne Alkohol unkooperativ und problematisch und wird unter Alkoholeinfluss oft sehr renitent.»
Sicherheitsdispositiv verstärkt
Als Reaktion auf die Zustände hat das SEM das Sicherheitsdispositiv verstärkt – so etwa in den Empfangszentren Altstätten (SG) und Kreuzlingen (TG).
Das stösst bei der Schweizerische Flüchtlingshilfe auf Kritik . Sie fordert, dass der Bund sein Unterbringungskonzept ändert. «Statt vorrangig auf Sicherheitsdienstleistungen zu setzen, würde es mehr bringen, in die Betreuung zu investieren», sagt Direktionsmitglied Constantin Hruschka.
Ein Mittel gegen Konflikte sind Beschäftigungsprogramme für Asylsuchende. Jedoch verfehlen die Betreuungsorganisationen die Vorgaben dazu deutlich. Gemäss der Rahmenvereinbarung mit dem SEM wären sie verpflichtet, die Asylsuchenden während rund vier Stunden pro Tag zu beschäftigen.
Wie das SEM-Controlling zeigt, betrug die durchschnittliche Beschäftigungszeit in den Bundeszentren im ersten Quartal 2016 aber lediglich 2,7 Stunden, Tendenz sinkend.