Remo Verni (37), der schwerhörige Lastwagenchauffeur
Der Kies knirscht, als die 18 Tonnen auf vier Rädern auf den Platz im aargauischen Uerkheim rollen. Aus dem Lastwagen Nummer 28 der Firma Räbmatter steigt Remo Berni (37). Er ist Lastwagenchauffeur und, wie er selbst sagt, «zwischen schwerhörig und gehörlos».
Weil seine Mutter im neunten Schwangerschaftsmonat an Röteln erkrankte, nahm sein Hörorgan erheblichen Schaden. Als er im Alter von zehn Monaten noch immer nicht auf seinen Namen reagierte, gingen die Eltern mit ihm zum Arzt. Ihr jüngster Bub ist als Einziger in der Familie fast taub. Hochdeutsch wurde zur Familiensprache, weil das leichter von den Lippen zu lesen war für klein Remo. Die Gebärdensprache lernte er erst mit neun Jahren von Schulkollegen. «Heute ist die Gebärdensprache meine Muttersprache», sagt er. Mit seiner gehörlosen Frau gebärdet er meistens. Mit ihren zwei kleinen, hörenden Töchtern sprechen die beiden Hochdeutsch und bringen ihnen langsam die Gebärdensprache bei.
In der Primarschule wollte Remo Berni Polizist werden, «wie alle Jungs». Wegen seiner Einschränkung musste er diesen Berufswunsch aber bald begraben und machte eine Lehre als Schaltanlagenmonteur. «Heimlich träumte ich immer davon, Lastwagenchauffeur zu werden.» Nach weiteren fünf Jahren als Elektromonteur wagte er den Schritt und meldete sich beim Strassenverkehrsamt: «Es tut mir leid», sagte der Vertrauensarzt und verweigerte ihm wegen seiner Schwerhörigkeit die Zulassung. Berni musste das Bundesgesetz bemühen, um zu seinem Ausweis zu kommen. Darin steht, dass Kandidaten bei einem Hörtest mit 60 Dezibel mindestens 50 Prozent der Zahlen und mehrsilbigen Testwörter verstehen müssen. Berni erreichte 55 Prozent. «Ich habe für meinen Traum gekämpft und bin stolz, dass ich es geschafft habe.» Seit acht Jahren liefert er mit dem Räbmatter-Lastwagen von Gummibärchen über Tabakwaren bis zu Benzin alles aus. Täglich fährt er 500 Kilometer. Schäden am Gefährt würde er nicht hören. «Bei mir läuft alles über die Augen. Ich prüfe jede Minute die Spiegel, um nachzusehen, ob sich an meinem Lastwagen etwas verändert hat.»
Einen Unfall hatte er noch nie.«Ich bin so gerne unterwegs», sagt er. «Das gefällt mir als Autofan bestens.» Am Morgen erhält er jeweils seinen Tourenplan, liefert Ware aus und holt Ware ab. Wenn etwas dazwischenkommt, kommuniziert er per SMS mit der Disposition. Telefonieren kann er kaum. «Das ist das Einzige, was mich von den anderen Lastwagenchauffeuren unterscheidet. Ansonsten bin ich ein normaler Fahrer, der seinem Traumberuf nachgeht.»
Fritz Bolliger (52), der blinde Physiotherapeut
Wer seine Praxis betritt, trifft auf sprechende Geräte. Der Computer, das Blutdruckmessgerät, das Thermometer sprechen, weil er nicht sehen kann. Fritz Bolliger (52) ist Physiotherapeut und blind. Seit 26 Jahren arbeitet er in dieser Praxis in Glarus, vor zehn Jahren hat er die Leitung übernommen. Er hat sieben Mitarbeitende, eine Mitarbeiterin ist ebenfalls sehbehindert. «Die Stärke des blinden Physiotherapeuten ist der Tastsinn, weil er täglich trainiert und gebraucht wird», sagt Bolliger. «Wir spüren andere Dinge als sehende Therapeuten.» Wie zwei seiner drei Brüder leidet er an der Erbkrankheit Retinopathia Pigmentosa, einer Degeneration der Netzhaut. Seine Eltern sind nicht blind.
Lange wusste der junge Fritz Bolliger nicht so recht, was einst aus ihm werden sollte. Als grosser Fussballfan hätte er sich vorstellen können, als Masseur mit einem Verein um die Welt zu reisen. Schliesslich entschied er sich 1982 für die Physiotherapieausbildung am Universitätsspital Zürich. Heute ist er einer von 30 sehbehinderten und blinden Physiotherapeuten in der Schweiz.
Auf seinen Titel, Dipl. Physiotherapeut FH, ist er stolz. «Eigentlich sind mir Titel nicht wichtig», sagt er, aber in diesem Fall sei das der Beweis dafür, dass er die gleiche Ausbildung wie sehende Therapeuten absolviert hat. «Der Aufwand, um die gleiche Leistung wie Sehende zu erbringen, ist viel grösser für mich. Ich muss ständig zeigen, dass ich es auch kann.»
Bolliger, Vater von zwei sehenden Töchtern, arbeitet gerne – und viel. Er steht nicht selten von sieben Uhr morgens bis sieben Uhr abends in der Praxis. Arbeit sei für ihn Befriedigung. «Und Normalität. Ich gehöre dazu, wie alle anderen.» Er ist froh, nicht von staatlicher Unterstützung abhängig zu sein. «Ich verdiene mein Brot und kann für meine Familie sorgen. Das bedeutet mir viel.»
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