Profi-Banden haben sich in Deutschland darauf spezialisiert, ganze Lastwagen zu plündern. Meistens schlagen sie zu, wenn der Chauffeur auf einem Rastplatz schläft.
Die häufigste Vorgehensweise ist das Blachen-Schlitzen. Die Gangster, die meistens aus dem Osten stammen, rollen nachts in Transportern mit Seitentür dicht an die Lastwagen heran. Dann schneiden sie eine Plane auf und räumen den LKW leer. Oft bohren sie zuerst nur ein kleines Loch in die Abdeckung und spähen die Ladung mit einem Endoskop aus.
Gestohlen wird alles: TV-Geräte, Reifen, Kosmetika, Nassrasierer, Lego, Lautsprecher, Computer, Werkzeuge, Möbel.
Mehrere tausend Fälle jährlich
Besonders der Autohof Lippetal bei Soest in Nordrhein-Westfalen ist bei den gut organisierten Diebesbanden beliebt. Aber auch die Grenzregionen von Sachsen und Brandenburg, das Ruhrgebiet sowie Berlin, Hamburg und Hannover zählen zu den Brennpunkten.
Jedes Jahr gibt es in Deutschland mehrere tausend Fälle. Den jährlichen Schaden beziffern die Versicherer auf sage und schreibe 300 Millionen Euro. Tendenz steigend. Ein Polizist sagt in deutschen Medien: «Wenn Sie über einen Rastplatz fahren, werden Sie kaum LKW-Planen ohne Flicken finden.»
In der Schweiz unbekannt
Ganz anders ist die Situation in der Schweiz. Hier sind solche Fälle unbekannt. André Kirchhofer, Vizedirektor beim Schweizerischen Nutzfahrzeugverband Astag: «Wie haben von unseren Mitgliedern in diesem Zusammenhang null Rückmeldungen.»
Für Kirchhofer ist dieser Unterschied zwischen Deutschland und der Schweiz ein «Phänomen». Kirchhofer: «Vermutlich sind solche Plünderungen auf den grossen Rastplätzen in Deutschland einfacher. Da haben bis zu 400 Lastwagen Platz. In der Schweiz ist alles viel kleiner und übersichtlicher: Da sind 20 Plätze schon viel.»
Der Aargauer SVP-Nationalrat und Transportunternehmer Ulrich Giezendanner ist selber schon geschädigt worden. Aber nur in Deutschland. An seiner Niederlassung in Köln seien schon abgestellte Wechselbrücken aufgebrochen worden. In der Schweiz hingegen sei das nie passiert. Giezendanner: «Ein Grund sind sicher auch die regelmässigen Kontrollen der Polizeipatrouillen. Das schreckt ab.»
Immer wieder regionale Phänomene
Tatsächlich kennt man auch bei der Kantonspolizei Aargau solche Fälle nicht. Sprecher Bernhard Graser: «Wir verzeichnen im Kanton Aargau keine solchen Delikte. Auch aus andern Kantonen habe ich nicht von solchen erfahren.»
Graser spricht von einem regionalen «Phänomen», wie es in der Kriminalität hin und wieder vorkomme. Graser: «Bei Delikten stellen wir immer wieder fest, dass sie vor der Grenze Halt machen. So kennen wir etwa im Gegensatz zu andern Ländern auch keine Fälle, bei denen Einbrecher Bankomaten mit Gas gesprengt haben.»
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